Kfz-Versicherer übernimmt Werkstattkette
Der monströse Anstieg der Autoreparaturkosten bewegt die Versicherer. Mehr Kontrolle könnten da in Verbindung mit dem Tarifmerkmal Werkstattbindung eigene Betriebe bringen. Marktführer HUK-Coburg steigt deshalb im großen Stil bei pitstop ein.
Von einem Viertel auf mehr als fünf Sechstel: Vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörde übernimmt die HUK-Coburg Mobilitätsholding GmbH, eine Tochter der HUK-Coburg, ab 2. Januar 2025 mehrheitlich die Anteile an der Werkstattkette pitstop.de GmbH. Sie stockt damit ihre seit 2022 bestehende Beteiligung von 25,1 auf 84,9 Prozent auf. Bridgestone Europe NV/AS bleibt mit 15,1 Prozent Minderheitsgesellschafter. Stefan Kulas, der die bisherige Mehrheit an pitstop hielt, hat diese abgegeben, bleibt aber in der Geschäftsführung. Dr. Florian Riedel, bisher verantwortlich für das Beteiligungs- und Kooperationsmanagement beim oberfränkischen Versicherer, rückt in die Geschäftsleitung auf. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Pitstop hat 1971 seine erste Filale eröffnet und war damit eine der ersten Werkstattketten in Deutschland. Mit 1300 Mitarbeitern in rund 300 Filialen ist pitstop deutschlandweit in 200 Städten vertreten.
Ausrichtung auf Service
„Durch die Mehrheitsbeteiligung vollziehen wir konsequent den nächsten Schritt in der Ausrichtung der HUK-COBURG als Serviceanbieter rund um Mobilität“, erläutert Klaus-Jürgen Heitmann, Sprecher des Vorstands der HUK-COBURG Versicherungsgruppe. Angesichts zukünftiger Veränderungen bei privater Mobilität sei es essenziell, für Kundinnen und Kunden relevant zu bleiben. „Mit dem nun breiteren Spektrum an Dienstleistungen rund um das Auto sind wir direkt an der Kundenschnittstelle, die über das Versicherungsgeschäft hinaus geht“, so Heitmann.
Explodierende Werkstattkosten
Mit 13,9 Millionen versicherten Fahrzeugen ist die HUK-Coburg der größte deutsche Autoversicherer. Wie ihre Wettbewerber hatte die HUK zuletzt unter den drastisch gestiegenen Werkstattkosten zu leiden und musste in der Folge die Prämien für Kfz-Policen deutlich erhöhen. Die Entwicklung dokumentieren Zahlen des Mobilitätsanbieters LeasePlan Deutschland. Der hatte im Jahr knapp 55.000 Kfz-Schäden abgewickelt, die Reparaturkosten verursacht haben. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Plus von etwa 20 Prozent – insbesondere infolge von Sturm- und Hagelschäden. Lag der durchschnittliche Aufwand je Schaden in der Vollkaskoversicherung im Jahr 2019 noch bei knapp 1200 Euro, betrug er 2023 etwa 1900 Euro (+58 Prozent). In der Teilkasko zeigt sich nach LeasePLan-Angaben ein ähnliches Bild mit knapp 700 Euro im Jahr 2019 zu etwa 1400 Euro in 2023 (+100 Prozent).