07.04.2025 Branche

Nürnberger will wieder Geld verdienen

Nach einem schadenträchtigen Geschäftsjahr 2024, das das Unternehmen erneut in die Verlustzone brachte, will die Nürnberger im laufenden Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben. Die Dividende für die Aktionäre sinkt um 96 Prozent, der Finanzvorstand geht zum Jahresende.

„Schutz und Sicherheit im Zeichen der Burg“ war mal der Slogan der Nürnberger. Nun muss das Unternehmen den Turnaround schaffen. (Foto: Nürnberger Versicherung)
„Schutz und Sicherheit im Zeichen der Burg“ war mal der Slogan der Nürnberger. Nun muss das Unternehmen den Turnaround schaffen.
(Foto: Nürnberger Versicherung)

Unter Deutschlands Versicherern zählt die Nürnberger wohl zu den am stärksten gebeutelten. Im vergangenen Geschäftsjahr musste das Traditionsuntenehmen deutliche Verluste hinnehmen. Insgesamt fällt die 2024er-Bilanz des Unternehmens bestenfalls gemischt aus. Die Geschäftsfelder Leben, Kranken und Bankdienstleistungen lieferten 2024 positive Segmentergebnisse: Leben erhöhte sich von 46,1 auf 48,6 Millionen Euro, Kranken von 6,1 auf 6,7 Millionen Euro und Bankdienstleistungen (Fürst Fugger Privatbank) von 11,1 auf 13,2 Millionen Euro. Dagegen stand allerdings ein negatives Ergebnis von satten 157,4 Millionen Euro bei der Schaden-/Unfallsparte. Hauptursachen sind nach Unternehmensangaben insbesondere die stark gestiegenen Schadenaufwendungen aufgrund von Inflation und Großschäden. Die Konzernerträge aus Kapitalanlagen erhöhten sich um 8,7 Prozent auf 813 Millionen Euro. Das Konzernergebnis ging von 42,8 Millionen Euro auf -77,0 Millionen Euro zurück – also um rund 110 Millionen Euro.

Höhere Beiträge, geschrumpfte Dividende



Nichtsdestotrotz bleibe „die Nürnberger ein solides Unternehmen mit einer Solvenzquote von deutlich über 200 Prozent“, sagt CEO Harrald Rosenberger, der seit zwei Jahren im  Amt ist. „Unser Fokus liegt auf Ertrag. 2025 erwarten wir für den Konzern ein Jahresergebnis in der Größenordnung von 40 Millionen Euro.“ Die gebuchten Bruttobeiträge über alle Sparten stiegen um 3,3 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. Der Konzernumsatz aus Bruttobeiträgen, Erträgen aus Kapitalanlagen und Provisionserlösen erhöhte sich um 4,3 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Die Neu- und Mehrbeiträge beliefen sich insgesamt auf 488,3 Millionen Euro. Das Minus von 4,4 Prozent sei vor allem durch einen Rückgang im Einmalbeitragsgeschäft sowie die Sanierung in der Schaden-/Unfallsparte begründet. Die Dividende soll 0,14 Euro statt bisher 3,50 Euro je Stückaktie betragen – ein Minus von 96 Prozent. Rosenberger: „Wir setzen alles daran, schnellstmöglich wieder profitabel zu werden und die Aktionäre wieder angemessen am Unternehmenserfolg partizipieren zu lassen.“

 

Sparprogramm wirkt



Bereits 2023 hatte die Nürnberger das Strategieprogramm #vomICHzumWIR gestartet. Ziel ist eine Effizienzsteigerung unter anderem durch Personalabbau, die Sanierung der Schadenversicherung sowie die Vorbereitung der Nürnberger auf ihre neue Positionierung als Präventionsversicherer. Das Programm komme gut voran: Vom angestrebten Einsparziel von 75 Millionen Euro bis 2026 konnten bis März 2025 schon rund 80 Prozent fixiert werden. Auch die Sanierung der stark kostenbelasteten Schadenversicherung beginne zu wirken. Zu den Maßnahmen gehören hier signifikante Beitragserhöhungen beziehungsweise Trennung von schlecht verlaufenden oder stark untertarifierten Verträgen sowie eine Exzellenz-Initiative in der Versicherungstechnik. Auf diese Weise möchte die Nürnberger bis 2027 eine schwarze Null in der Schaden/Unfallversicherung erreichen.


Neue Köpfe, solider Ausbilick



Bei der Gelegenheit teilte das Unternehmen mit, dass Finanzvorstand Dr. Jürgen Voß nach mehr als zehn Jahren im Vorstand Ende 2025 ausscheiden wird. Personelle Veränderungen gibt es auch im Aufsichtsrat, wo gleich drei Mitglieder ihre Mandate niederlegen – darunter der Chef Walter Bockshecker nach überschaubarer Amtszeit. Die Nürnberger erwartet für 2025 eine insgesamt stabile Nachfrage nach Versicherungsprodukten. Sie geht von einer weiter erfolgreich verlaufenden Sanierung des Schaden-/Unfallgeschäfts aus. Die prognostizierten Segmentergebnisse Leben sowie Kranken liegen über denen von 2024, bei den Bankdienstleistungen leicht darunter. Im Schadenbereich wird ein gegenüber 2024 deutlich verbessertes, aber weiter negatives Segmentergebnis im mittleren zweistelligen Millionenbereich erwartet.


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