25.01.2022 Branche

Weniger Mitarbeiter: Allianz passt Vertrieb an

Der nebenberufliche Versicherungsvertrieb sowie der Spezialvertrieb sind als eigenständige Vertriebswege bei Deutschlands Marktführer Geschichte. Durch die Umstrukturierungen sollen vor allem Kosten gespart und die Vertriebsorganisation effizienter werden. Stellenstreichungen sind bereits angekündigt.

Schon 2019 hatte Konzernchef Oliver Bäte angekündigt, die Allianz schneller, einfacher und digitaler zu machen. Das bekommt nun auch der Vertrieb zu spüren. (Foto: Allianz)
Schon 2019 hatte Konzernchef Oliver Bäte angekündigt, die Allianz schneller, einfacher und digitaler zu machen. Das bekommt nun auch der Vertrieb zu spüren.
(Foto: Allianz)

Der Umbau der Allianz schreitet voran: Nachdem 2021 vor allem die Entmachtung der Deutschland-Holding des Konzerns die Schlagzeilen dominierte, gibt es nun auch im Vertrieb eine Neuaufstellung. Die Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG (ABV) will die Ausschließlichkeitsorganisation sowie den Vertrieb über Bankpartner in Deutschland bündeln. Dafür wurde kürzlich das „ABV Zukunftsprogramm” verabschiedet. „Es umfasst einerseits gezielte Investitionen in Zukunftsfähigkeit und Wachstum, andererseits Kosteneinsparungen zur Verbesserung der Wettbewerbsposition der Allianz und zur Refinanzierung der Investitionen”, so eine Sprecherin auf Nachfrage von VP-Online.

Nebenberuflicher Versicherungsvertrieb verliert Eigenständigkeit

 

Die Änderungen scheinen weitreichend zu sein, doch der Konzern hält das Thema bewusst klein. Ein vorbereitetes Pressestatement erhielt unsere Redaktion nur auf Nachfrage. Daraus geht hervor, dass der nebenberufliche Versicherungsvertrieb als eigenständiger Vertriebsweg aufgelöst werden soll. Vermittler im Nebenberuf haben die Aufgabe, in ihrem jeweiligen Tätigkeitsfeld über Versicherungen zu informieren. Das kann zum Beispiel ein Autohaus-Besitzer sein, der Kfz-Policen anbietet. Ihre Betreuung und die der Kunden vonseiten der Allianz soll künftig überwiegend in eine neu gegründete, digitale Beratungs- und Verkaufseinheit überführt werden. „Mit der Gründung dieses modernen Vertriebsweges mit angestellten Verkäufern sollen zusätzliche, bisher für die ABV noch nicht erschlossene Kundengruppen gewonnen werden”, so die Allianz-Sprecherin.

Betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen

 

Von der Maßnahme sind rund 800 angestellte Allianz-Mitarbeiter betroffen. Aufgrund der Aussagen zur Kostenreduktion dürften etliche ihren Arbeitsplatz verlieren. Die Allianz bestätigt dies indirekt: „Diese Planungen werden Auswirkungen auf einen Teil der Beschäftigten der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG haben.” Es sollen einvernehmliche und sozialverträgliche Lösungen gefunden werden und betriebsbedingte Kündigungen möglichst vermieden werden. Die ABV habe mit den zuständigen Arbeitnehmergremien bereits Gespräche aufgenommen. Finale Entscheidungen werden laut Allianz voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2022 getroffen.

Spezial- und Agenturvertrieb werden verschlankt

 

Ein weiterer Schritt: Die 156 Agenturen des Spezialvertriebs werden zukünftig in die regionale Organisation der 60 Geschäftsstellen der ABV integriert. Die bisherige Betreuungsstruktur des Spezialvertriebs soll abgebaut werden. Damit verliert auch dieser Vertriebsweg seine Selbstständigkeit, wovon ebenfalls Stellen betroffen sein dürften. Hinter dem Spezialvertrieb verbergen sich hochspezialisierte Agenturen, die sich auf bestimmte Zielgruppen oder Produkte konzentrieren und folglich entsprechendes Fachwissen brauchen.

Zudem soll die fachliche Betreuungsstruktur für die Allianz-Agenturen effizienter organisiert werden. Die Spezialistenausstattung im Bereich der Sachversicherung werde gestrafft und die digitale Betreuung und Beratung durch Spezialisten verstärkt. Für die Kunden der mehr als 8000 Vertreter der Allianz ändere sich dadurch nichts, versprechen die Münchener. Trotz zunehmender Digitalisierung sei man von der Bedeutung der Vertreter vor Ort überzeugt und setze weiter auf eine bundesweite Flächenpräsenz mit einer stabilen Anzahl an Agenturen. Die Ausschließlichkeitsorganisation sollen dabei auch von Investitionen aus dem „ABV Zukunftsprogramm” profitieren.


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