W&W AG: Mehr Marktanteil, weniger Gewinn
Der Konzern aus Württembergische (Versicherungen) und Wüstenrot (Bausparkasse) wächst stärker als der Markt. Die deutlich gestiegenen Kosten lassen den Gewinn der Schwaben jedoch kräftig schrumpfen.
Insbesondere höhere Kosten haben das Ergebnis des W&W-Konzerns, der sich aus dem Versicherer Württembergische und dem Bausparer Wüstenrot zusammensetzt, stark belastet. Der Jahresüberschuss lag mit 140,5 Millionen Euro um rund 40 Prozent unter dem Vorjahreswert von 237,7 Millionen Euro (Wert adjustiert auf neue Rechnungslegung IFRS 17) – allerdings im Rahmen der im Oktober 2023 angepassten Prognose. Wichtigster Einflussfaktor war das deutlich rückläufige versicherungstechnische Ergebnis von 121,8 Millionen Euro (Vorjahr: 308,2 Millionen Euro) aufgrund der hohen Schadenaufwendungen.
Die Verwaltungsaufwendungen brutto erhöhten sich um 5,1 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro, nach Unternehmensangaben vor allem aufgrund anhaltend hoher Investitionen in die Digitalisierung der Prozesse und in eine leistungsfähige IT-Infrastruktur. „Die Rahmenbedingungen waren 2023 alles andere als einfach. Externe Faktoren wie starke Preissteigerungen, aber auch politisch bedingte Verunsicherungen der Menschen prägten das Umfeld. Hinzu kamen Schäden aus großen Unwetterereignissen. Unsere Solidität und Widerstandsfähigkeit haben auch dazu beigetragen, die in dieser Intensität nicht gekannten Schadenbelastungen zu verarbeiten“, sagt Jürgen A. Junker, CEO der W&W AG.
Versicherung: Mehr Kunden, mehr Schäden
Die Schaden-/Unfallversicherung der Württembergischen weist für 2023 einen Zuwachs im Neugeschäft von 23,5 Prozent auf 423,6 Millionen Euro aus. Die Digitalmarke Adam Riese konnte die Kundenzahl bis Ende 2023 auf knapp 420.000 erhöhen. Die Schaden-Kosten-Relation (Combined Ratio, netto, nach IFRS) in der Schaden-/Unfallversicherung lag bei 99,3 Prozent (Vorjahr: 92,7 Prozent). Die Württembergische Versicherung verzeichnete vor allem im dritten Quartal 2023 eine Vielzahl unwetterbedingter Elementarschäden. Hinzu kam eine unerwartete Kumulierung einzelner Großschäden bei Firmenkunden sowie eine höhere Anzahl von Kfz-Schäden, verbunden mit deutlich höheren Schadenaufwendungen. „Die Preiserhöhungen bei Werkstätten mit Stundensätzen von teilweise über 200 Euro sind deutlich aus dem Ruder gelaufen”, kommentiert Junker. Auch die Preispolitik der Rückversicherer sei für die Versichertengemeinschaft belastend.
Die Württembergische Lebensversicherung konnte das Neugeschäft gegenüber dem Vorjahr um 5,6 Prozent auf 3,47 Milliarden Euro steigern, während das Marktwachstum nur 2,3 Prozent betrug. Wie in den Vorjahren entwickelte sich dabei vor allem die betriebliche Altersvorsorge (bAV) dynamisch, deren Beitragssumme um 14,6 Prozent zulegte. Die Württembergische Krankenversicherung erreichte beim Jahresneubeitrag eine Steigerung um mehr als 30 Prozent auf 10,1 Millionen Euro (Vorjahr: 7,7 Millionen Euro).
Bausparen: deutliches Plus beim Marktanteil
Im Geschäftsfeld Wohnen verzeichnete die Wüstenrot Bausparkasse, klare Nummer zwei im deutschen Markt, im Jahr 2023 beim Netto-Neugeschäft nach Bausparsumme ein Plus von 20,5 Prozent auf 16,73 Milliarden Euro und erreichte damit den besten Wert in der Unternehmensgeschichte. Der Marktanteil von Wüstenrot wird sich damit um fast zwei Prozentpunkte erhöhen.
Im Baufinanzierungsbereich führten der schnelle Zinsanstieg, starke Preissteigerungen bei Bauleistungen sowie unklare Vorgaben für die Förderung von Wohneigentum und der energetischen Sanierung von Gebäuden vergangenes Jahr zu einem Nachfrageeinbruch nach Wohnungsbaukrediten. Mit einem Neugeschäftsvolumen von insgesamt 3,91 Milliarden Euro entwickelte sich Wüstenrot leicht über der Branche. Der Kreditbestand ist bei Wüstenrot im Vorjahresvergleich um sechs Prozent auf 25,8 Milliarden Euro und damit auf eine neue Bestmarke gestiegen.
Für das laufende Geschäftsjahr ist CEO Junker vorsichtig zuversichtlich: „Die W&W-Gruppe ist stark und hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie sich besser entwickeln kann als die Branche insgesamt.” Wenn alles wie geplant läuft, soll der Konzernjahresüberschuss der Kornwestheimer Finanz-Gruppe besser ausfallen als 2023.