Getsafe startet mit digitaler Tierkrankenversicherung
Das Insurtech Getsafe weitet sein Produktportfolio aus. Der Leistungsumfang der neuen Tierkrankenversicherung für Hunde und Katzen kann indes nicht voll überzeugen. Wichtiger scheint für das Unternehmen ohnehin der dieses Jahr erfolgte Einstieg in die Personenversicherung und die Expansion ins Ausland.
Der Digitalversicherer Getsafe hat eine Tierkrankenversicherung in sein Portfolio aufgenommen. Das neue Produkt sichert Hunde und Katzen ab und ist in den drei Varianten „OP-Schutz Comfort“, „Vollschutz Comfort“ und „Vollschutz Premium“ erhältlich.
Leistungen des neuen Produkts offenbar nebensächlich
Getsafe stellt einige Serviceleistungen heraus: So haben Kunden die Möglichkeit, einen Tierarzt per Videoanruf über den Dienstleister First Vet rund um die Uhr zu kontaktieren. Bei einem medizinischen Notfall des Halters erstattet der Versicherer die Kosten für die Tierbetreuung. Zudem gibt es über Getsafe einen kostenlosen Chip, der helfen soll, entlaufene Hunde und Katzen wiederzufinden. Über die eigentlichen Leistungen des Produkts informieren die Heidelberger in einer Pressemitteilung nicht.
Auf der Website erfährt man mehr: Bis auf den „Premium”-Schutz sind die jährlichen Leistungen für Behandlung und Operation bei 5000 Euro (Hunde) bzw. 3000 Euro (Katzen) gedeckelt. Kunden können zwischen einer Selbstbeteiligung von null, zehn oder 20 Prozent wählen. Nicht abgesichert sind bereits vorhandene Krankheiten, kosmetische Eingriffe oder Zuchtkosten. Getsafe gibt an, dass bei allen wichtigen Leistungen keine Wartezeit besteht. Tatsächlich entfällt diese nur bei Unfällen, Telemedizin und Kennzeichnung. Ansonsten gilt eine einmonatige allgemeine Wartezeit und eine zwölfmonatige Wartezeit bei bestimmten Krankheiten. Ein Auslandsschutz gilt für alle drei Tarife für zwölf Monate. Verträge sind nach Ablauf des ersten Jahres täglich kündbar. Auch wenn Christian Wiens, CEO und Mitgründer von Getsafe, die Tierkrankenversicherungen als „Nischenprodukt“ bezeichnet und vor allem auf sein Vertriebsmodell per Abonnement und App setzt: Das Angebot ist den vergangenen Jahren, auch unter dem Einfluss der Corona-Pandemie stark gewachsen. Viele Produktgeber, auch aus dem Ausland, drängen auf den Markt. Dem Wettbewerb über die Tarifleistungen dürfte sich Getsafe da kaum entziehen können.
Einstieg in die Personenversicherung
Das neue Produkt ist wohl aber ohnehin nur eine Zwischenstation in der Unternehmensentwicklung von Getsafe. Wesentlich mehr Raum widmet das Start-up in einer Presseveröffentlichung seinen geschäftlichen Zielen. So sollen perspektivisch Privatpersonen beim Insurtech alle wichtigen Versicherungsprodukte aus einer Hand erhalten. Seit Jahresbeginn bietet das Unternehmen bereits mit Partnern eine Berufsunfähigkeitsversicherung, eine private Krankenversicherung und eine Rentenversicherung an. Bis Ende 2017 war Getsafe noch als Online-Makler aufgetreten, danach konzentrierte man sich als Assekuradeur auf die eigene Versicherungsplattform. Der nun erfolgte Einstieg in die Personenversicherung gilt in der Branche als gewagt.
Weiter auf Wachstumskurs, aber rote Zahlen
Doch seit dem Einstieg in die Lebensversicherung Anfang des Jahres hat sich der Umsatz von Getsafe nach eigenen Angaben mehr als verdoppelt. Mittlerweile zähle man über 350.000 Kunden in drei Märkten. Im Juni war das Unternehmen mit drei Produkten nach Österreich expandiert; zuvor hatte man seine Produktpalette in Großbritannien um eine Wohngebäudeversicherung erweitert. Der Markteintritt in Frankreich sei für Ende des Jahres geplant.
CEO Christian Wiens sagt: „Bereits die Coronavirus-Pandemie war für viele Start-ups eine Belastungsprobe. Nun hat sich die Situation auf dem Kapitalmarkt durch den Krieg, die Lieferschwierigkeiten, die Inflation und die Energiekrise verschärft. Bei Getsafe haben wir schon früh auf ein nachhaltiges Wachstum gesetzt und erzielen den Großteil unseres Umsatzes organisch aus unserem Kundenstamm. Das zahlt sich jetzt aus.” So euphorisch Getsafe in seiner Kommunikation stets klingt – zur Wahrheit gehört auch, dass das Heidelberger Unternehmen wie so viele Insurtechs bisher keine schwarzen Zahlen schreibt.