23.09.2022 Sparten/Produkte

Getsafe startet mit digitaler Tierkrankenversicherung

Das Insurtech Getsafe weitet sein Produktportfolio aus. Der Leistungsumfang der neuen Tierkrankenversicherung für Hunde und Katzen kann indes nicht voll überzeugen. Wichtiger scheint für das Unternehmen ohnehin der dieses Jahr erfolgte Einstieg in die Personenversicherung und die Expansion ins Ausland.

Operationen bei Hunden gelten als besonders teuer. Für einen Knochenbruch muss man ungefähr mit 1400 Euro rechnen. (Foto: © Chalabala - stock.adobe.com)
Operationen bei Hunden gelten als besonders teuer. Für einen Knochenbruch muss man ungefähr mit 1400 Euro rechnen.
(Foto: © Chalabala - stock.adobe.com)

Der Digitalversicherer Getsafe hat eine Tierkrankenversicherung in sein Portfolio aufgenommen. Das neue Produkt sichert Hunde und Katzen ab und ist in den drei Varianten „OP-Schutz Comfort“, „Vollschutz Comfort“ und „Vollschutz Premium“ erhältlich.

Leistungen des neuen Produkts offenbar nebensächlich

 

Getsafe stellt einige Serviceleistungen heraus: So haben Kunden die Möglichkeit, einen Tierarzt ​​per Videoanruf über den Dienstleister First Vet rund um die Uhr zu kontaktieren. Bei einem medizinischen Notfall des Halters erstattet der Versicherer die Kosten für die Tierbetreuung. Zudem gibt es über Getsafe einen kostenlosen Chip, der helfen soll, entlaufene Hunde und Katzen wiederzufinden. Über die eigentlichen Leistungen des Produkts informieren die Heidelberger in einer Pressemitteilung nicht.

Auf der Website erfährt man mehr: Bis auf den „Premium”-Schutz sind die jährlichen Leistungen für Behandlung und Operation bei 5000 Euro (Hunde) bzw. 3000 Euro (Katzen) gedeckelt. Kunden können zwischen einer Selbstbeteiligung von null, zehn oder 20 Prozent wählen. Nicht abgesichert sind bereits vorhandene Krankheiten, kosmetische Eingriffe oder Zuchtkosten. Getsafe gibt an, dass bei allen wichtigen Leistungen keine Wartezeit besteht. Tatsächlich entfällt diese nur bei Unfällen, Telemedizin und Kennzeichnung. Ansonsten gilt eine einmonatige allgemeine Wartezeit und eine zwölfmonatige Wartezeit bei bestimmten Krankheiten. Ein Auslandsschutz gilt für alle drei Tarife für zwölf Monate. Verträge sind nach Ablauf des ersten Jahres täglich kündbar. Auch wenn Christian Wiens, CEO und Mitgründer von Getsafe, die Tierkrankenversicherungen als „Nischenprodukt“ bezeichnet und vor allem auf sein Vertriebsmodell per Abonnement und App setzt: Das Angebot ist den vergangenen Jahren, auch unter dem Einfluss der Corona-Pandemie stark gewachsen. Viele Produktgeber, auch aus dem Ausland, drängen auf den Markt. Dem Wettbewerb über die Tarifleistungen dürfte sich Getsafe da kaum entziehen können.

Einstieg in die Personenversicherung

 

Das neue Produkt ist wohl aber ohnehin nur eine Zwischenstation in der Unternehmensentwicklung von Getsafe. Wesentlich mehr Raum widmet das Start-up in einer Presseveröffentlichung seinen geschäftlichen Zielen. So sollen perspektivisch Privatpersonen beim Insurtech alle wichtigen Versicherungsprodukte aus einer Hand erhalten. Seit Jahresbeginn bietet das Unternehmen bereits mit Partnern eine Berufsunfähigkeitsversicherung, eine private Krankenversicherung und eine Rentenversicherung an. Bis Ende 2017 war Getsafe noch als Online-Makler aufgetreten, danach konzentrierte man sich als Assekuradeur auf die eigene Versicherungsplattform. Der nun erfolgte Einstieg in die Personenversicherung gilt in der Branche als gewagt.

Weiter auf Wachstumskurs, aber rote Zahlen

 

Doch seit dem Einstieg in die Lebensversicherung Anfang des Jahres hat sich der Umsatz von Getsafe nach eigenen Angaben mehr als verdoppelt. Mittlerweile zähle man über 350.000 Kunden in drei Märkten. Im Juni war das Unternehmen mit drei Produkten nach Österreich expandiert; zuvor hatte man seine Produktpalette in Großbritannien um eine Wohngebäudeversicherung erweitert. Der Markteintritt in Frankreich sei für Ende des Jahres geplant.

CEO Christian Wiens sagt: „Bereits die Coronavirus-Pandemie war für viele Start-ups eine Belastungsprobe. Nun hat sich die Situation auf dem Kapitalmarkt durch den Krieg, die Lieferschwierigkeiten, die Inflation und die Energiekrise verschärft. Bei Getsafe haben wir schon früh auf ein nachhaltiges Wachstum gesetzt und erzielen den Großteil unseres Umsatzes organisch aus unserem Kundenstamm. Das zahlt sich jetzt aus.” So euphorisch Getsafe in seiner Kommunikation stets klingt – zur Wahrheit gehört auch, dass das Heidelberger Unternehmen wie so viele Insurtechs bisher keine schwarzen Zahlen schreibt.


Weitere Artikel

Listing

12.02.2024 Sparten/Produkte

BaFin-Report: Nachfrage für Cyber-Versicherungen legt kräftig zu

Datendiebstahl, Spionage und Sabotage – Cyberattacken nehmen zu und auch die Angst der Unternehmen vor Hackern wächst. Doch wie sieht es mit der Absicherung der Informationstechnik aus? Die Finanzaufsichtsbehörde hat sich mit einer groß angelegten Umfrage einen Überblick über die Marktlage der Cyberversicherungen verschafft. Zentrales Ergebnis: Das Geschäft wächst schnell und wird bald die Milliardenschwelle übnerschreiten. Doch für die Anbieter ist es nicht immer auskömmlich.

> weiterlesen
Listing

17.11.2022 Sparten/Produkte

Die Ransomware-Bedrohung

Zwei Studien geben Auskunft über den Umgang mit Ransomware-Angriffen auf Unternehmen. Die große Mehrheit kommt den Lösegeld­forderungen der IT-Erpresser nach. Doch tatsächlich führt das oft nicht zur Rettung von Daten. Cyber­versicherungen können dabei offensichtlich nur ein Teil der Lösung sein.

> weiterlesen
Listing

24.10.2022 Sparten/Produkte

Service-Studie: Insurtechs schlagen Lebensversicherer

Eine aktuelle Studie stellt den meisten Insurtechs in Sachen Servicequalität ein gutes Zeugnis aus. Dabei zeigen die Ergebnisse vor allem, dass die Start-ups deutlich schneller und qualitativ besser auf Kundenanliegen reagieren als klassische Versicherer, die zuvor untersucht wurden. Ausnahme ist die Erreichbarkeit.

> weiterlesen