Neuer Assekuradeur setzt komplett auf WhatsApp
Mit einem Flatrate-Konzept hoffen die einstigen Macher von „Mobilversichert“ durchzustarten. Dafür haben sie das Insurtech Fresh Insurance gegründet. Verkauft wird ein Bündelprodukt aus Haftpflicht-, Hausrat- und Unfallpolicen. Vertrieb und Kommunikation sollen ausschließlich über WhatsApp erfolgen.
Den Markt revolutionieren: Diese Aussage hat man schon oft gehört in den vergangenen Jahren. Bei Start-ups in der Versicherungsbrache klingt es wie das ewig gleiche Versprechen. Viele dieser Insurtechs haben es freilich nicht gehalten. Sie sind vom Markt wieder verschwunden – ganz ohne Revolution. Die, die sich durchgesetzt haben, wachsen oft stark, aber schreiben meist auch nach Jahren noch keine Gewinne.
Eine Flatrate für sechs Policen
Nun betritt ein neuer Assekuradeur den Markt, die Fresh Insurance Services GmbH aus München. So vertraut auch hier das übliche Start-up-Wording von Transparenz, Einfachheit und Digitalität ist, das Geschäftsmodell von Fresh lässt aufhorchen. Unter der Bezeichnung „Flatrate-Versicherung“ vertreibt das Unternehmen seit dem Marktstart am 6. Juli zu einem monatlichen Fixpreis eine monatlich kündbare Bündelversicherung für Einzelpersonen, bestehend aus Hausrat-, (Tierhalter-)Haftpflicht-, Unfall-, Glas- sowie Elektronikversicherung. Zukünftig sind weitere Versicherungspakete geplant, unter anderem Familientarife sowie ein Versicherungspaket, das auch die Kfz-Versicherung einschließt.
Als Risikoträger fungiert der Berliner White-Label-Versicherer Element Insurance AG. Die finanzielle Unterstützung erfolgt durch den Beteiligungsfonds Ökovation Ventures, der als Lead-Investor agiert und insgesamt fünf Millionen Euro Startkapital beigesteuert hat. Ebenfalls als Investor agiert Alexander Ruthemeier (WeFox, Rocket Internet).
Vertrieb und Kommunikation ausschließlich über einen Messenger
Spannend ist bei Fresh der Vertriebsweg, der ausschließlich auf den Messenger-Dienst WhatsApp ausgerichtet ist. Der Abschlussprozess soll laut den Münchenern gerade einmal drei Minuten dauern. Beantwortet werden müssen lediglich zwei Risikofragen – nach dem Alter und ob es bei der letzten Versicherung zu Vorschäden gekommen ist. Beim Abschluss eines Pakets mit Kfz-Versicherung sollen zwei weitere Fragen hinzukommen. Auch die Meldung von Schäden soll über WhatsApp erfolgen. Ob dies langfristig der einzige Vertriebskanal bleiben wird, bleibt offen, da viele Insurtechs mit ähnlichen Ambitionen wie Fresh später doch noch auf Makler als Vertriebspartner gesetzt haben.
„Als digitaler Assekuradeur ist es unser Ziel, Abläufe der Versicherungsbranche in Vertrieb, Schadensmeldung und Kundenservice vor allem durch neuartiges Produktdesign auf eine völlig neue Basis zu stellen. Unsere Flatrate-Versicherung stellt Einfachheit, Transparenz, Kundenakzeptanz und Rundumschutz in den Mittelpunkt“, sagt CEO Manuel Stroeh. Ziel sei es, eine neue Produktkategorie am Markt zu etablieren.
Informationen über Mitarbeiter statt über die Produkte
Der 45-Jährige Stroeh hat das Insurtech zusammen mit Robert Welsch gegründet. Beide sind keine Branchenneulinge. Stroeh gründete mit Investorenunterstützung 2014 die Versicherungsmaklerplattform „Mobilversichert“. Die Macher stellen in einer Presseveröffentlichung zum Start ihrer Unternehmung ihre Expertise besonders heraus. Auch einzelne Führungskräfte des zehnköpfigen Teams und ihre beruflichen Stationen werden vorgestellt. Auffällig ist, dass sie allesamt über 40 oder gar 50 Jahre alt sind – ungewöhnlich für ein Insurtech. „Fresh setzt bewusst auf Erfahrung im Management, um den Erfolg unseres neuen Flatrate-Konzepts voranzutreiben“, sagt Stroeh.
Nach der ausgiebigen Vorstellung der Führungsmannschaft dürfte potenzielle Kunden interessieren, was die Fresh-Produkte inhaltlich zu bieten haben. Das Unternehmen spricht lediglich von einem kurzen und übersichtlichen Bedingungswerk sowie klaren, positiven Deckungsbeschreibungen und Ausschlüssen. Beim Blick auf die Website erfährt man zumindest über die „FAQ“ mehr. So gilt in jedem Schadenfall eine Selbstbeteiligung von 250 Euro. Grobe Fahrlässigkeit ist nicht mitversichert.