Neues Insurtech setzt auf smarte Wohngebäudeversicherung
Leitungswasserschäden verursachen jedes Jahr Milliardenschäden. Mit Hilfe von Sensoren zur Früherkennung will das dieses Jahr gegründete Start-up Enzo den Markt aufmischen. Einer der Gründer kommt von Getsafe.
Rund 3,4 Milliarden Euro pro Jahr zahlen Deutschlands Versicherer für die Folgen von Leckagen, sie stehen für knapp die Hälfte aller Kosten der Gebäudeversicherung und sind damit teurer als Sturm- oder Feuerschäden. Die Aussage stammt von Mark Grusdas, Sachversicherungsexperte beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und ist Wasser auf die Mühlen von Sascha Wolf und Marvin Follmann. Die beiden haben in Heidelberg die Safe Home GmbH gegründet. Sie sehen ein riesiges, ungelöstes Problem beim Thema Leitungswasserschäden und damit einen Markt für ihre neue Wohngebäudeversicherung mit dem Markennamen Enzo.
Fokus auf Smart-Home-Technologie und Künstliche Intelligenz
Hauptursache für Leitungswasserschäden sind Installations- und Montagefehler. Mangelhafte Rohrverbindungen und kaputte oder falsche Dichtungen sind für jeden vierten Schaden verantwortlich. Fallzahlen und Schadensummen belegen, welch enormes Problem das Thema für Versicherer und Betroffene darstellt. Allerdings ist die Wohngebäudesparte für viele Anbieter seit Jahren defizitär. Die Enzo-Macher scheint das nicht zu stören. Sie glauben an ihre Innovation, die auf einem technologie- und datenbasierten Ansatz beruhe. Das Produkt sei ein Mix aus modernem Versicherungsschutz, Smart-Home-Technologie und Künstlicher Intelligenz.
In einer eigens entwickelten Testumgebung für Startups in Mannheim habe Enzo bereits verschiedene Sensorlösungen in Wohngebäuden testen können, die Leckagen an Wasserleitungen erkannten. Damit sollen Schäden offenbar präventiv festgestellt und vermieden werden. Aus den Hardware-Prototypen und den gesammelten Daten dieser Testphase sei die Grundlage des „Smart Home Kits“ erarbeitet worden. Als weitere Services sollen Kunden zum Beispiel über die eigens entwickelte App Unwetter-Warnungen erhalten. Hinzukommen sollen Tipps, wie man selbst Schäden vorbeugt, etwa durch das Erneuern von Silikonfugen in Badezimmern.
Keine klassische Wohngebäudeversicherung
Während traditionelle Versicherungen nach dem Verkauf der Police keinerlei Berührungspunkte zu ihren Kunden hätten, setze man mit Enzo auf proaktive und kundenorientierte Dienstleistungen. Der Schaden solle gar nicht erst entstehen. Wenn er unvermeidlich ist, gewährleisteten Technologie und Automatisierung eine schnelle und unkomplizierte Bearbeitung. „Für die meisten Menschen ist das eigene Haus das größte Investment im Leben. Ein Schaden kann eine Wertminderung bedeuten, schlecht versichert zu sein, kann existenzbedrohend sein. Unsere Vision ist es: Menschen sollen die positiven Aspekte ihres Wohneigentums genießen. Wir kümmern uns um die Risiken“, sagt Geschäftsführer Wolf, der zuvor bei Getsafe als Produktchef gearbeitet hat. Das schon etablierte Insurtech sitzt kaum 1,5 Kilometer entfernt vom neuen Enzo-Standort. Mitgründer Follmann kommt vom Softwareunternehmen Celonis und übernimmt die Rolle eines Technischen Direktors (CTO).
Eine Million Euro Investorenkapital sollen erst der Anfang sein
Kurz nach der Gründung Anfang Januar sammelte das Insurtech bei seiner „Pre-Seed“-Finanzierung eine Million Euro von „namhaften Investoren und Business Angels aus der Startup-Szene“ ein, wie die Gründer sagen. Angeführt wurde die Runde von der Venture-Capital-Gesellschaft 2bX aus Berlin, in dem auch Geld des bekannten Milliardärs René Benko steckt. Dort glaubt man an eine echte Revolution. Mark Harré, Managing Partner bei der 2bX Urban Fund GP GmbH, sagt: „Der Markt für Wohngebäudeversicherungen (...) hat in den letzten Jahrzehnten wenig (...) Innovationen hervorgebracht. Gleichzeitig ist das Internet of Things ausgereifter geworden und die stark steigende Anzahl der Smart Home-Geräte braucht einen höheren Zweck. Enzo wird sich diese Verschiebung der Marktdynamik zunutze machen, neue Datenpotenziale ausschöpfen und dadurch bessere und effizientere Policen entwickeln.”
Vertrieb auch über Makler
Das Kapital wollen Wolf und Follmann nach eigener Aussage für die Produktentwicklung und den Aufbau eines Teams verwenden. Ansonsten sei in den kommenden Wochen vor allem das Marketing gefragt. Potenzielle Kunden wolle man auf Kanälen wie Google oder Facebook erreichen, parallel aber auch mit Versicherungsmaklern zusammenarbeiten. Auf Mai ist der offizielle Vertriebsstart angesetzt. Enzo wird dabei als Assekuradeur auftreten, da man keine eigene BaFin-Lizenz besitzt. Dafür sei noch eine weitere Seed-Finanzierung für dieses Jahr geplant.