11.07.2022 Sparten/Produkte

PKV: Die meisten Tarife sind beitragsstabil

Das Analysehaus Morgen & Morgen hat erneut die am Markt befindlichen PKV-Volltarife auf ihre Beitragsstabilität untersucht. Nach einem Ausnahmejahr 2021 hat sich die Situation wieder normalisiert. Langfristig sei aber mit stärker steigenden Prämien zu rechnen.

Beitragsstabilität ist in der PKV eher ein relativer Begriff. Die Entwicklung war zuletzt sehr dynamisch. (Foto: © Coloures-Pic - stock.adobe.com)
Beitragsstabilität ist in der PKV eher ein relativer Begriff. Die Entwicklung war zuletzt sehr dynamisch.
(Foto: © Coloures-Pic - stock.adobe.com)

Die Kunden in der privaten Krankenversicherung müssen derzeit offenbar keine überdurchschnittlichen Beitragserhöhungen in der Vollversicherung fürchten. Laut eines aktuellen „Marktblicks“ des Beratungsunternehmens Morgen & Morgen (M&M) zeichnet sich weiterhin nur ein leichter Anstieg der Beiträge ab. Diese Tendenz stehe jedoch nicht im Zusammenhang mit der aktuellen Inflation. Die diesjährigen Beitragsanpassungen (BAP) begründeten sich – wie bereits in der Vergangenheit auch – hauptsächlich durch medizinischen Fortschritt und durch die Alterung des Bestands.

Beitragssteigerungen geringer als 2021

 

Das aktuelle Ergebnis zeigt, dass die Beiträge im Neugeschäft im Schnitt 2,07 Prozent steigen. 2021 lagen die BAP im Neugeschäft durchschnittlich bei 2,53 Prozent, 2020 bei 1,77 Prozent und im ersten Ratingjahrgang nach Einführung der Unisex-Tarife 2012 bei nur 1,44 Prozent.

Der Anstieg des Vorjahres falle leicht aus dem Muster, da in diesem Jahrgang Anbieter mit sehr vielen Tarifkombinationen Anpassungen vorgenommen haben. Das sehe in diesem Jahr wieder anders aus und setze die Reihe mit einem Trend des leichten Anstiegs fort. Insgesamt sei eine steigende Tendenz der BAP im Neugeschäft zu erkennen, die sich mit den langsam alternden Beständen der Unisex-Tarifgeneration begründen lässt. Diese hatten einst eine starke Entspannung der Beitragsentwicklung im PKV-Neugeschäft bewirkt. Doch nun, mit zunehmendem Alter der Tarife, fielen ihre Anpassungen naturgemäß höher aus. Allerdings: „Das Niveau der Bisex-Tarife mit fünfprozentiger BAP ist dabei aber noch lange nicht erreicht,“ sagt Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei der Morgen & Morgen GmbH.

Corona-Folgen erst längerfristig zu erwarten

 

Direkte Auswirkungen der Corona-Pandemie konnten die Versicherer laut M&M auch in diesem Jahr nicht ausmachen. In Summe waren die Leistungsausgaben weiterhin stabil. Pandemiebedingt höheren Ausgaben im Bereich von Prävention, Hygienemaßnahmen oder Tests standen verminderte Ausgaben, etwa aufgrund aufgeschobener Behandlungen, gegenüber. Insgesamt wurden weniger Gesundheitsleistungen in Anspruch genommen. Die PKV rechnet allerdings mit einem verzögerten Anstieg der Leistungsausgaben in den kommenden Jahre, so die Studienautoren. Aufgeschobene Behandlungen, in diesem Zusammenhang unerkannte Krankheiten sowie Langzeitfolgen von Covid-19-Erkrankungen können die zukünftigen Leistungsausgaben erhöhen. Die PKV-Versicherer haben diesbezüglich mit der Bildung von Schadenrückstellungen reagiert.

„Damit bleiben die größten Herausforderungen für die PKV-Versicherer in den nächsten Jahren vor allem die Alterung ihrer Bestände, die erhöhten Leistungsausgaben aufgrund verzögerter Pandemie-Auswirkungen sowie die höheren Kosten im Rahmen des medizinischen Fortschritts. Die Erholung am Zinsmarkt wird sich erst sehr langsam zeigen“, so Bohrmann. Er prognostiziert in Teilen anhaltende Beitragsanpassungen in der PKV.

Top-Niveau von 2020 nicht mehr ganz erreicht

 

M&M hat die Tarife der privaten Krankenvollversicherung genauer untersucht und die Ergebnisse im „M&M Rating PKV-Beitragsstabilität“ zusammengefasst. In diesem spiegelt sich laut der Autoren die allgemeine Marktentwicklung wider. So verringert sich die Zahl der Fünf-Sterne-Tarife, also der sehr beitragsstabilen Tarife, weiter, sofern man das Ausnahmejahr 2021 außer Acht lässt. 233 Tarife bewerten die Analysten in diesem Jahr mit der Höchstnote – das sind 33 weniger als noch 2020. Mit gut einem Viertel aller Tarife in der höchsten Kategorie ist aber nach wie vor ein großer Teil stabil. Dabei ist das Gesamtangebot mit 994 Tarifen auf einem Höchststand.

Weitere 257 Tarife (2020: 278) werden darüber hinaus mit vier Sternen ausgezeichnet und gelten als „sehr gut“. Die Zahl der durchschnittlichen Tarife (drei Sterne) stieg hingegen deutlich von 216 (2020) auf 272, 140 Tarife wurden als „schwach“ erachtet (2020: 104), 92 Tarife als „sehr schwach“ (2020: 52). Für die Bewertung werden Neugeschäftsbeiträge und Beitragsanpassungen der PKV-Tarife marktweit analysiert und zu einer Bewertung pro Tarifkombination aggregiert. Nur Tarife, die bereits seit mindestens fünf Jahren auf dem Markt sind, finden Berücksichtigung.


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