31.05.2024 Sparten/Produkte

PKV: Experten erwarten steigende Beiträge

Stark gestiegenen Leistungsausgaben standen bei der privaten Krankenversicherung im vergangenen Jahr deutlich gestiegene Prämien, aber auch bessere Kapitalanlageergebnisse gegenüber. Angesichts des hohen Kostenniveaus rechnet die Rating-Agentur Assekurata in ihrem Marktausblick mit höheren Beitragsanpassungen.

Die höheren Kosten für medizinische Leistungen treiben auch die Versicherungsbeiträge. (Foto: © Coloures-Pic – stock.adobe.com)
Die höheren Kosten für medizinische Leistungen treiben auch die Versicherungsbeiträge.
(Foto: © Coloures-Pic – stock.adobe.com)

Die stark gestiegenen Leistungsausgaben belasteten die private Krankenversicherung (PKV) im Geschäftsjahr 2023. Gleichzeitig konnten die dadurch verursachten Rückgänge im Versicherungsgeschäft größtenteils durch stärkere Kapitalanlageergebnisse ausgeglichen werden. Das sind zwei wesentliche Erkenntnissse des „Marktausblick zur privaten Krankenversicherung“, den die Rating-Agentur Assekurata veröffentlicht hat. Während die Prämieneinnahmen auf ein neues Rekordniveau stiegen, mussten die Versicherten moderate Beitragsanpassungen hinnehmen, die jedoch höher als im Vorjahr ausfielen, so die Kölner Experten. Sollte das hohe Niveau der Leistungsausgaben anhalten, seien in Zukunft höhere Beitragsanpassungen zu erwarten. Positiv stimmt die Branche das Wachstum. Die Zusatzversicherungen verzeichnen weiterhin stabile Wachstumsraten und in der Vollversicherung konnte erstmals seit mehreren Jahren ein Bestandsabrieb verhindert werden.

Branche auf Wachstumskurs



„Das gute Stimmungsbild aufseiten der Versicherer konnte 2023 durch gute Wachstumszahlen bestätigt werden“, sagt Alexander Kraus, Fachkoordinator Krankenversicherung bei Assekurata.  „Trotz des herausfordernden Marktumfelds konnte die Branche sowohl in der Zusatzversicherung als auch erstmals wieder in der Vollversicherung ein positives Wachstum verzeichnen“, so der Studienautor. Die stark gestiegenen Leistungsausgaben trübten das Bild jedoch.


Zinsen sichern Ergebnis 



Aufgrund der deutlich gestiegenen Leistungsausgaben um mehr als neun Prozent und der gleichzeitig durchschnittlichen Beitragsanpassungen sank die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote von 12,9 auf 8,9 Prozent. Dank der besseren Kapitalanlageergebnisse konnte die Branche die Rohergebnisquote dennoch konstant bei 9,9 Prozent halten. „Die Versicherer schaffen es, das hohe Zinsniveau langsam für sich zu nutzen“, erklärt Assekurata-Bereichsleiter Abdulkadir Çebi. Nach dem Tief im Jahr 2022 bei 2,6 Prozent lag die laufende Durchschnittverzinsung 2023 branchenweit bei 2,75 Prozent. Gleichzeitig stieg die Nettoverzinsung von 2,3 auf 2,7 Prozent.


Sinkende RfB, steigende Beiträge



Nachdem die Unternehmen zuletzt kontinuierlich Mittel der Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) zugeführt hatten, sank die RfB-Zuführungsquote im Jahr 2023 branchenweit um einen Prozentpunkt auf etwa 8,1 Prozent. Gleichzeitig stieg die RfB-Entnahmequote von 6,5 auf rund 8,6 Prozent, sodass die RfB-Quote von 36,6 auf 33,5 Prozzent fiel. Trotz der höheren Entnahmequote mussten die Versicherten erneut leicht gestiegene Beitragsanpassungen hinnehmen. Nach den moderaten Beitragsanpassungen in den beiden Vorjahren verzeichneten die Assekurata-Analysten für die Anpassungsrunde 2024 durchschnittliche Erhöhungen von rund 4,9 Prozent in der Vollversicherung ohne Beihilfe und etwa 4,5 Prozent in der Beihilfe. „Das hohe Leistungsniveau könnte sich nachhaltig festsetzen und zukünftig zu weiteren höheren Beitragsanpassungen in beiden Bereichen führen“, sagt Abdulkadir Çebi.


Trendwende in der Vollversicherung?



Bereits im sechsten Jahr in Folge konnte die Branche mehr Zugänge aus der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) als Abgänge verzeichnen. Und erstmals seit elf Jahren verbuchte die Branche statt eines Nettobestandverlustes ein leichtes Wachstum. Dennoch kämpfen die Unternehmen weiterhin mit alternden Beständen und damit einhergehenden natürlichen Abgängen. „Die PKV scheint trotzdem wieder attraktiver geworden zu sein. Die Versicherer haben Problemfelder im Bereich der Vollversicherung erkannt und versuchen hier teilweise auch durch neue leistungsstarke Tarife die Zielgruppen der freiwillig Versicherten und Familien weiter von sich zu überzeugen. Auch die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze wird hier eine Rolle gespielt haben“, erläutert Alexander Kraus. Es sei jedoch noch zu früh, um von einer Trendumkehr zu sprechen.


Die bKV bleibt interessant



In der Zusatzversicherung zeigt sich weiterhin ein stabiles Wachstum. Im Jahr 2023 wuchs der Markt erneut um 2,5 Prozent. Ende 2023 verzeichneten die Unternehmen nach vorläufigen Schätzungen erstmals eine Gesamtzahl von 30 Millionen Policen. Neben den Zahnzusatzversicherungen bleibt die betriebliche Krankenversicherung (bKV) ein wichtiger Wachstumsmotor. Die Zahl der versicherten Personen stieg um 11,6 Prozent. „Wie erwartet kam es zu weiteren Produkteinführungen bei den Budgettarifen. Bei mittlerweile 21 Anbietern ist nicht mehr mit vielen Neueinführungen zu rechnen, da nicht alle Versicherer im Bereich der betrieblichen Absicherung tätig sind“, prognostiziert Assekurata-Experte Kraus. Bei einer Umfrage hätten die teilnehmenden Unternehmen die bKV sowohl in Bezug auf die aktuelle Geschäftslage als auch auf die zukünftige Wachstumseinschätzung besonders positiv bewertet. Insgesamt schätzt die Branche den Gesamtmarkt für die Krankenversicherung und speziell für die Vollversicherung aktuell und zukünftig durchweg eher positiv ein.


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