07.03.2022 Sparten/Produkte

PKV-Notlagentarif: Zahl der Versicherten weiter rückläufig

Der PKV-Verband vermeldet einen Tiefststand bei den Versicherten im Notlagentarif. Dieser habe sich auch in der Pandemie bewährt. Von der Politik fordern die Lobbyisten dennoch eine Öffnung des Standardtarifs.

Wer die Beiträge zu seinem Normaltarif der PKV drei Monate infolge nicht mehr zahlen kann, wird automatisch in den Notlagentarif versetzt. Zuvor erhält man mehrere Mahnungen des Versicherers. (Foto: © Schlierner - stock.adobe.com)
Wer die Beiträge zu seinem Normaltarif der PKV drei Monate infolge nicht mehr zahlen kann, wird automatisch in den Notlagentarif versetzt. Zuvor erhält man mehrere Mahnungen des Versicherers.
(Foto: © Schlierner - stock.adobe.com)

Die Zahl der im sogenannten Notlagentarif der privaten Krankenversicherung (PKV) versicherten Personen ist auf den niedrigsten Stand seit Einführung des Sozialtarifs im Jahr 2013 gesunken. Zum Jahresende 2021 zählte der PKV-Verband insgesamt 83.500 Versicherte in diesem brancheneinheitlichen Tarif. Das entspricht einem Rückgang von rund 4600 Versicherten bzw. 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt sind weniger als 1,0 Prozent aller PKV-Versicherten über diesen Sozialtarif abgesichert. Den bisherigen Höchststand verzeichnete der PKV-Verband kurz nach dem Start des Sozialtarifs zum Jahresende 2014 mit damals 114.400 Versicherten.

Notlagentarif in der Corona-Pandemie ein Erfolgsmodell

 

Der Notlagentarif ist kein PKV-Tarif im eigentlichen Sinn, sondern eine automatische Umstellung für Beitragsschuldner: Wer seinen Beitragsrückstand nach zweimaliger Mahnung des Versicherers nicht begleicht, wird dorthin umgestuft. Der ursprüngliche Versicherungsschutz ruht dann vorübergehend. Notlagentarif-Versicherte haben nur Anspruch auf medizinische Versorgung von Akuterkrankungen, bei Schmerzen sowie rund um Schwangerschaft und Geburt. Dafür ist der Beitrag mit durchschnittlich 120 Euro deutlich geringer als der vorherige Tarifbeitrag, sodass die Betroffenen schneller die Chance haben, ihre Schulden abzuzahlen und danach wieder in ihren Normaltarif zurückzukehren. Die durchschnittliche Verweildauer im Notlagentarif lag 2021 bei 22 Monaten, so der PKV-Verband.

Der Notlagentarif sei auch in der Corona-Krise gut geeignet, insbesondere selbstständigen Privatversicherten, die aufgrund der Pandemie unter Einkommenseinbußen leiden, zu helfen. Der Interessenverband fordert, dass der Gesetzgeber nun noch den sogenannten Standardtarif der PKV auch für alle seit dem Jahr 2009 neu Privatversicherten öffnet. Der durchschnittliche Zahlbetrag im Standardtarif liegt bei etwa 390 Euro und könnte damit gerade für ältere Selbstständige eine große Beitragsentlastung ermöglichen. Dieser Forderung habe sich auch der Bund der Versicherten angeschlossen.

Leichte Zuwächse bei Standard- und Basistarif

 

Der Standardtarif steht allen Versicherten offen, die vor dem 1. Januar 2009 in die private Krankenversicherung gewechselt sind und unter anderem seit mindestens zehn Jahren privat krankenversichert und mindestens 65 Jahre alt sind. Allen anderen Versicherten steht in der PKV seitdem nur noch der Basistarif zur Verfügung. Seit Einführung dieses Tarifs sind Neuabschlüsse im Standardtarif nicht mehr möglich. Für den Basistarif herrscht Kontrahierungszwang, das heißt der Versicherer muss jeden Antragsteller aufnehmen. Er ist für die Personen gedacht, welche bis zur Einführung der Versicherungspflicht nicht versichert waren und/oder für die keine Aufnahme bei einer Gesellschaft wegen Vorerkrankungen, negativer Wirtschaftsauskunft oder entsprechendem Alter möglich war. Standard- und Basistarif orientieren sich am Leistungsspektrum der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV).

Für beide Varianten gibt es nun neue Zahlen und jeweils einen leichten Anstieg der Bestände zu vermelden. 2021 waren 53.900 Menschen im Standardtarif versichert, das sind 1300 (plus 2,5 Prozent) mehr als im Vorjahr. Der PKV-Basistarif verzeichnete 34.300 Versicherte, ein Plus von 700 (plus 2,1 Prozent). Insgesamt befinden sich in diesen beiden Sozialtarifen etwa ein Prozent aller Privatversicherten. 

Schreckensszenario in den Sozialtarifen nicht bewahrheitet

 

Einen Seitenhieb in Richtung Bundesregierung hat der PKV-Verband auch in petto. Die angebliche Prognose über einen deutlichen Zuwachs in den PKV-Sozialtarifen, nach der bis zu 290.000 der etwa eine Million privatversicherten Selbstständigen infolge der Corona-Krise Grundsicherung beziehen und damit ihre regulären Krankenversicherungsbeiträge nicht mehr bezahlen könnten, sei nicht ansatzweise eingetreten. Dies sei auch auf die schnellen Hilfsangebote der Krankenversicherer zurückzuführen, z.B. Teilleistungen, dauerhafte oder vorübergehende Tarifwechsel sowie Stundungsvereinbarungen.

Quelle: PKV-Verband 2022
Quelle: PKV-Verband 2022

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