30.08.2022 Sparten/Produkte

Wie der PKV-Verband die Zinswende sieht

Die Europäische Zentralbank hat die Zinswende eingeleitet und dürfte weiter an den Zinsen schrauben. Wie beeinflusst diese Entwicklung die Beiträge der privaten Krankenversicherungen? Dazu äußerte sich PKV-Geschäftsführer Holger Eich.

Dass die ZInsen steigen, freut nicht nur Anleger – es könnte auch PKV-Beitragszahler entlasten. (Foto: © Monster Ztudio - stock.adobe.com)
Dass die ZInsen steigen, freut nicht nur Anleger – es könnte auch PKV-Beitragszahler entlasten.
(Foto: © Monster Ztudio - stock.adobe.com)

Die Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) beeinflusst auch die Kapitalanlagen der Versicherer. Grundsätzlich bedeuten insgesamt steigende Zinsen höhere Erträge. Doch welche Folgen hat der Zinsanstieg für die Kalkulation der PKV-Beiträge? Lassen sich so womöglich steigende Kosten – Stichwort: Inflation – kompensieren? Der PKV-Verband hat dazu ein Interview mit seinem eigenen Geschäftsführer und Chef-Mathematiker Holger Eich veröffentlicht.

Die Theorie: höhere Zinsen, geringere Beiträge



„Die Anhebung des Zinses wirkt sich grundsätzlich sofort auf die Berechnung des sogenannten aktuariellen Unternehmenszinses – oder kurz: AUZ – aus”, sagt Eich. Der AUZ ist ein unternehmensindividueller Höchstrechnungszins und wird von den einzelnen privaten Krankenversicherern selbst festgelegt. Bei einer Beitragsanpassung oder bei Kalkulation eines neuen Tarifs darf der Versicherer keinen höheren Rechnungszins als den AUZ festlegen. Der wiederum habe Einfluss auf die Beitragshöhe, so Eich. „Denn er gibt vor, welche Erträge das Unternehmen am Kapitalmarkt in der Zukunft erwartet. Je höher diese Erträge sind, desto weniger Beiträge sind erforderlich, um die Versicherungsleistungen zu garantieren und die Alterungsrückstellungen aufzubauen. Kurz gesagt gilt das Grundprinzip: Je höher der Zins, desto geringer die Beiträge“, erläutert PKV-Geschäftsführer Eich. Allerdings beeinflusse der Zinssatz der EZB zunächst nur kurzfristige Anlagen und sei damit nur einer von vielen Faktoren, die den AUZ bestimmen.


Durchschnittsverzinsung am Tiefpunkt 



Trotz der langjährigen Niedrigzinsphase betrage die Durchschnittsverzinsung bei den PKV-Unternehmen gegenwärtig immer noch über zwei Prozent, was laut Eich auch am langfristigen Anlagehorizont der Versicherer liege. Allerdings dürfte die Zinswende kurzfristig nur geringe Auswirkungen auf die Kalkulation haben, rechnet der Experte vor: „Niemand wird nun eine langfristige Anlage, für die er einen Zins in Höhe von etwa zwei Prozent erhält, in eine kurzfristige Anlage umschichten, weil er dort jetzt 0,5 statt 0 Prozent Zinsen erhält.“. Mit der Zinsanhebung der EZB sei aber die Talsohle der Zinsentwicklung wohl erreicht, sodass auch der AUZ grundsätzlich wieder steigen könne und künftig höhere Erträge am Kapitalmarkt zu erwarten seien.


Dämpfende Wirkung auf die Beiträge



„Die Entlastung durch einen höheren Zins kommt auf jeden Fall bei den Versicherten an. Darauf achten bereits die Treuhänder“, erklärt Eich. Ob die Kunden in der Folge auch von einer Beitragssenkung profitieren., hängt aber von der Gesamtentwicklung ab – der medizinisch-technische Fortschritt, die Inflation, aber auch die ungewissen Folgen des Krieges in der Ukraine können als Kostentreiber wirken, so Eich: „Da unterscheidet sich die PKV nicht von anderen Branchen.“ Immerhn könne ein höherer Zins mögliche Beitragserhöhungen zumindest abmildern, prognostiziert der PKV-Chefmathematiker. 


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