Exklusiv 04.09.2023 Studien | Tests

Betriebliche Altersvorsorge: Lukrative Rente vom Arbeitgeber

Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist eine wichtige Säule für die finanzielle Absicherung des Ruhestands. FOCUS MONEY-Versicherungsprofi vergleicht die besten Tarife für jeden Risikotyp.

Das sorgt für Zufriedenheit im Ruhestand: Eine staatlich geförderte betriebliche Altersvorsorge (bAV) schafft zusätzlichen finanziellen Spielraum. (Foto: @ JackF - stock.adobe.com)
Das sorgt für Zufriedenheit im Ruhestand: Eine staatlich geförderte betriebliche Altersvorsorge (bAV) schafft zusätzlichen finanziellen Spielraum.
(Foto: @ JackF - stock.adobe.com)

Standardrente vom Staat knapp bemessen.

Es ist nur ein rechnerischer Wert: Die monatliche Standardrente von Männern liegt aktuell bei 1637 Euro, bei Frauen sind es 1323 Euro. Doch wer schafft schon 45 Beitragsjahre – und wem reichen die gesetzlichen Leistungen im Ruhestand aus? Ohne private Altervorsorge ist an einen sorglosen Lebensabend kaum zu denken. Zusätzlichen finanziellen Spielraum verspricht die staatlich geförderte betriebliche Altersvorsorge (bAV). Das Prinzip ist simpel: Arbeitnehmer sparen in der Einzahlungsphase Steuern und Sozialabgaben, die ihren Eigenbeitrag senken. Und auch der Arbeitgeber profitiert: Die bAV ist ein wichtiges Instrument, um qualifiziertes Personal langfristig ans Unternehmen zu binden.

Fünf Wege zur betrieblichen Altersvorsorge.

Bei der Direkt- oder der Pensionszusage übernimmt der Arbeitgeber alle Zahlungen und sichert dem Beschäftigten nach einer bestimmten Betriebszugehörigkeit eine Betriebsrente zu. Allerdings: Nur wenige Firmen bieten neuen Beschäftigten dieses Modell an. Die Unterstützungskasse bietet sich vor allem für die Versorgung von Führungskräften an. Bei den weiteren Durchführungswegen Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds können Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeinsam einzahlen. Der Chef entscheidet über den Durchführungsweg. Die Direktversicherung macht gut die Hälfte aller Verträge aus. Bis zu vier Prozent der jeweils aktuellen Beitragsbemessungsgrenze können Arbeitnehmer hier investieren. Der maximale steuer- und sozialabgabenfreie Teil beträgt in diesem Jahr 292 Euro. Von der Lohnsteuer befreit sind die Einzahlungen bis zu einer Höhe von 584 Euro im Monat.

Chef muss Sparbeiträge fördern.

Arbeitgeber sind seit 2022 verpflichtet, die Sparbeiträge der Angestellten mit mindestens 15 Prozent zu fördern. „Jedes Unternehmen muss eine bAV anbieten, die Größe der Firma oder die Zahl der Mitarbeiter spielen dabei keine Rolle“, sagt Regina Stubel, bAV-Expertin bei der Signal Iduna. Der Zuschuss des Arbeitgebers erhöht den Beitrag des Arbeitnehmers und geht meist über die obligatorischen Vorgaben hinaus, wie eine Umfrage von Aon zeigt.

Das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) hat 79 Direktversicherungstarife von 40 Anbietern anhand von bis zu 87 Kriterien bewertet. Die Gesamtnote des Ratings setzt sich aus den vier Kategorien Unternehmen, Rendite, Flexibilität und Transparenz sowie Service zusammen.

So sind die vier Kategorien gewichtet.

Am stärksten gewichtet wird mit 35 Prozent der Bereich Unternehmen. Prüfkriterien sind Stabilität und Größe, Sicherheit, Ertragskraft und Markterfolg. Bei Stabilität geht es um den Bestand an Verträgen, die Beitragseinnahmen und den Kapitalanlagenbestand. Im Teilbereich Sicherheit stellt sich die Frage nach der Solvenz. Im Teilbereich Ertragskraft stehen Kennziffern wie Durchschnittsverzinsung der Kapitalanlagen, Abschlusskostenquote und Verwaltungskostenquote im Mittelpunkt. 

Der Bereich Rendite geht mit 30 Prozent in die Gesamtbewertung ein. Besonders wichtig hier: garantierte und prognostizierte Rendite. Weitere Kriterien sind die Beurteilung der zur Verfügung stehenden Investmentfonds sowie Kosten für Beitragsfreistellung oder Zuzahlungen. Mit 25 Prozent wird die Flexibilität des Vertrages bewertet. Die ist wegen der meist jahrzehntelangen Vertragsbindung wichtig. Transparenz und Service bestimmen die Gesamtnote zu zehn Prozent. Hier geht es vor allem darum, wie umfassend der Kunde über Kosten informiert wird. Wichtig in diesem Zusammenhang: Hinweise auf die Abgaben in der Rentenphase.

Steuern und Abgaben in der Rentenphase.

Wird die Betriebsrente im Alter ausgezahlt, muss sie als Einkommen versteuert werden. Der Vorteil daran ist, dass die meisten Menschen im Alter einem geringeren Steuersatz unterliegen müssen als während des Berufslebens. Für gesetzlich Versicherte sind außerdem die vollen Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung fällig. Es gibt aber eine kleine Erleichterung in Form eines Freibetrages, der in diesem Jahr 169,75 Euro beträgt. Das heißt, dass erst auf darüber hinausgehende Beträge Krankenkassen- und Pflegeversicherungsbeiträge bezahlt werden müssen. Eine Einmalauszahlung ist wegen der darauf zu leistenden Abgaben meistens nicht sinnvoll.

Viele Top-Tarife zur Auswahl.

Ob neue Klassik, fondsgebundene Konzepte oder die Comfort-Variante, bei der dem Arbeitnehmer Anlageentscheidungen abgenommen werden: Für die bAV stehen viele exzellente und sehr gute Tarife zur Verfügung, wie die Übersicht zeigt. Der FOCUS MONEY-Versicherungsprofi zeigt alle Ergebnisse mit Ausnahme der sehr wenigen klassischen Tarife. Wer auf Sicherheit bedacht ist und wenig Risiken am Kapitalmarkt eingehen will, ist mit der Neuen Klassik gut beraten. Hier sind Allianz, Württembergische und Neue Leben erste Wahl.

Bei den Indexpolicen gibt es acht Anbieter mit der Bestnote: Allianz, Ergo, HDI, LV von 1871, neue leben, Nürnberger, Stuttgarter und Württembergische. Acht Top-Anbieter sind es auch bei den Comfort-Tarifen: Allianz, Alte Leipziger, Axa, Canada Life, HDI, Stuttgarter, Swiss Life und Zurich. Bei den fondsgebundenen Tarifen mit Garantien kommen zehn Anbieter auf die Gesamtnote Exzellent: Allianz, Alte Leipziger, Axa, Continentale, LV von 1871, Nürnberger, Stuttgarter, Swiss Life, Württembergische und Zurich. Nach Einschätzung des IVFP hat sich das Angebot in den vergangenen Jahren weiter differenziert und verbessert – eine gute Nachricht für Altersvorsorgersparer.

Die besten Tarife für die betriebliche Altersvorsorge

Die besten Tarife in der Kategorie Neue Klassik

Bei diesen Tarifen handelt es sich um eine klassische Rentenversicherung mit in der Regel geringeren Garantieelementen, aber erhöhten Renditechancen. Die Kapitalanlage erfolgt in einem sicherheitsorientierten Sondervermögen.

Die besten Index-Tarife

Die Anlage der Beiträge findet ausschließlich im Sicherungsvermögen statt. Die künftigen Überschüsse kann der Kunde dazu verwenden, an einem Aktienindex zu partizipieren. Die jährlichen Gewinnmöglichkeiten werden meist durch einen Cap begrenzt.

Die besten Comfort-Tarife

Die fondsgebundenen Tarife bieten die Möglichkeit, Anlagekonzepte zu wählen, deren komplettes Management der Versicherer übernimmt.

Die besten fondsgebundenen Tarife mit Garantie

In der Ansparphase wird zumindest teilweise in Fondsanlagen investiert. Es gibt eine beitragsorientierte Leistungszusage. Das ist eine Zusage des Arbeitgebers auf eine Leistung im Rahmen der bAV, die sich aus bestimmten Beiträgen errechnet.


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