Exklusiv 13.03.2023 Studien | Tests

BU-Versicherung: Starker Schutz für die Arbeitskraft

Berufsunfähig zu werden, stellt ein existenzielles Risiko dar. Doch der wichtige Schutz fehlt  in den meisten Haushalten. Dass leistungsstarke Tarife zu bezahlbaren Beiträgen zu haben sind, zeigt der BU-Vergleich für zwei Fälle.

Die eigene Arbeitskraft ist meist der kostbarste Faktor im Vermögensaufbau. Das gilt auch für die Mechatronikerin, die sich für weniger als 100 Euro im Monat leistungsstark gegen Berufsunfähigkeit versichern kann. (Foto: © Dumebi - stock.adobe.com)
Die eigene Arbeitskraft ist meist der kostbarste Faktor im Vermögensaufbau. Das gilt auch für die Mechatronikerin, die sich für weniger als 100 Euro im Monat leistungsstark gegen Berufsunfähigkeit versichern kann.
(Foto: © Dumebi - stock.adobe.com)

Unterschätzter Wert: die eigene Arbeitkraft.

Die Deutschen verzichten oft auf existenzsichernde Versicherungen. Etwa, wenn es um die eigene Arbeitskraft geht, deren Wert sträflich unterschätzt wird. Ein Akademiker verdient im Durchschnitt 2,3 Millionen Euro im Laufe seines Lebens. Die Arbeitskraft ist für die meisten Menschen damit der kostbarste Faktor im Vermögensaufbau. Doch nur knapp 26 Prozent der Haushalte haben nach Angaben der Versicherungswirtschaft eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) abgeschlossen. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, berufsunfähig zu werden, hoch. Statistisch gesehen, wird jeder vierte Erwerbstätige im Laufe seines Arbeitslebens mindestens einmal berufsunfähig, ergab eine Analyse der Deutschen Aktuarvereinigung. Eine BU-Police ist damit die am besten geeignete Möglichkeit, sich gegen dauerhafte Einkommensausfälle durch Krankheit oder Unfälle abzusichern. Eine BU-Rente wird gezahlt, wenn der Versicherte in seinem zuletzt ausgeübten Beruf zu mindestens 50 Prozent nicht mehr arbeiten kann. Der Prognosezeitraum liegt bei sechs Monaten.

Leistungsanträge gehen meistens durch.

Doch eine Studie der Versicherung Continentale zeigt große Vorbehalte:  Danach glauben fast 50 Prozent der Befragten nicht, dass sie im Ernstfall Leistungen bekommen. Die BU-Leistungspraxisstudie von Franke und Bornberg kommt zu einem anderen Ergebnis: Zehn untersuchte Versicherer, die über 60 Prozent des Marktes abdecken, haben 2021 vier von fünf Anträgen auf BU-Leistungen anerkannt. Der Staat hilft kaum noch. Können Betroffene ihrer bisher ausgeübten Tätigkeit nicht mehr nachgehen, geraten sie möglicherweise schnell in finanzielle Nöte. Nur Erwerbstätige, die vor dem 2. Januar 1961 geboren wurden, haben im BU-Fall noch Anspruch auf eine vergleichsweise umfassende gesetzliche Erwerbsminderungsrente.

Das Kleingedruckte streng ausgelegt.

Für Jüngere gelten weitaus strengere Voraussetzungen. Wer weniger als sechs Stunden am Tag einer Beschäftigung nachgehen kann, erhält eine gesetzliche Absicherung. Die volle Erwerbsminderungsrente bekommt aber nur, wer weniger als drei Stunden am Tag arbeiten kann. Sie beträgt in der Regel weniger als ein Drittel des letzten Bruttogehalts.
 
Für den BU-Vergleich hat FOCUS MONEY-Versicherungsprofi die Anbieter auf der Basis eines aktuellen Ratings von Franke und Bornberg befragt. Berücksichtigt wurden nur Gesellschaften mit den Bewertungen „hervorragend“ (FFF+) oder „sehr gut“ (FFF). Für die Abstufungen innerhalb einer Rating-Klasse gelten Schulnoten. Ein „Hervorragend“ bedeutet immer die Note 0,5. Bei einer „sehr guten“ Bewertung sind Abstufungen von 0,6 bis 1,5 möglich. Die Rating-Agentur nimmt die Bewertung ausschließlich anhand der Versicherungsbedingungen vor – also des Kleingedruckten, mit dem sich die Kunden nicht gern beschäftigen. Viele Klauseln sind keineswegs eindeutig. Zum Schutz des Verbrauchers werden sie sehr streng ausgelegt.

Zwei Musterfälle für die Tarif-Vergleiche.

Für die Ermittlung der Beiträge wurden zwei Beispiele gewählt: Eine 28-jährige Mechatronikerin möchte sich bis zum 67. Lebensjahr mit einer monatlichen BU-Rente in Höhe von 1500 Euro absichern. Dafür muss sie im Durchschnitt der besten Tarife am Markt 129 Euro monatlich bezahlen. Ein gutes Argument für Vermittler in Zeiten hoher Inflation: Im Vergleich zum Vorjahr sind die Prämien im Mittel konstant geblieben. Ebenfalls bis zum 67. Lebensjahr möchte sich ein 36-jähriger Maschinenbauingenieur mit Personalverantwortung absichern. Die monatliche BU-Rente soll 2500 Euro betragen. Dafür muss er im Schnitt der besten Tarife 97 Euro monatlich bezahlen. Die deutlich günstigeren Prämien liegen in seiner Arbeit begründet, die er zu 100 Prozent am Schreibtisch verrichtet. In diesem Musterfall ist die durchschnittliche Prämie im Vergleich zum Vorjahr sogar um rund sechs Prozent gesunken.

Ingenieur: für unter 90 Euro versichert.

Zu den günstigsten Anbietern für die Mechatronikerin mit Monatsbeiträgen von weniger als 100 Euro gehören Ergo, HDI, Signal Iduna, Swiss Life, Nürnberger, Europa, und Hanse Merkur. Der Maschinenbauingenieur kann sich bei mehr als zwei Dritteln der Anbieter für weniger als 100 Euro versichern. Die günstigsten Anbieter in diesem Beispielfall mit einer Monatsprämie von unter 90 Euro sind Ergo, LV 1871, R+V, Nürnberger, HUK24, Axa, Condor, HUK-Coburg, Swiss Life, Dialog, Volkswohl Bund und Hanse Merkur.

Die besten Berufsunfähigkeitsversicherungen

Versichert ist eine 28-jährige Kfz-Mechatronikerin (100 Prozent körperliche Arbeit) mit einer monatlichen BU-Rente in Höhe von 1500 Euro. Die Police läuft bis zum 67. Lebensjahr. Sie ist Nichtraucherin und hat keine Vorerkrankungen. Berücksichtigt wurden in beiden Beispielen nur Tarife mit einem hervorragenden (FFF+) oder einem sehr guten (FFF) Rating von Franke und Bornberg. Das Ranking erfolgt nach der Note des Ratings und anschließend nach dem Nettobeitrag.

Versichert ist ein 36-jähriger verheirateter Maschinenbauingenieur mit Personalverantwortung (100 Prozent Büroarbeit) mit einer monatlichen BU-Rente von 2500 Euro. Der Vertrag läuft bis zum 67. Lebensjahr. Der Versicherungsnehmer ist Nichtraucher und hat keine Vorerkrankungen.

Bruttobeitrag im Blick behalten.

Vermittler sollten nicht nur auf Preis und Leistung achten. Auch der Unterschied zwischen Netto- und Bruttobeitrag ist ein wichtiges Auswahlkriterium. Der Bruttobeitrag ist der Maximalbeitrag. Er droht, wenn die Überschüsse, die als Sofortrabattdienen, nicht mehr erwirtschaftet werden können. Zur Orientierung haben wir die Durchschnittsdifferenz ermittelt, die bei rund 48 Prozent liegt. Beim Ingenieur bleiben 14 Anbieter darunter, bei der Mechatronikerin sind es 15.
 
Top-Tarife zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie auf die abstrakte Verweisung auf einen anderen Beruf im Leistungsfall verzichten. Außerdem ist der Prognosezeitraum (voraussichtliche Dauer der Berufsunfähigkeit) nicht länger als sechs Monate, der Versicherungsschutz gilt weltweit und die BU-Rente kann ohne neue Gesundheitsprüfung bei bestimmten Anlässen wie Geburt, Karrieresprüngen oder Heirat erhöht werden. Viele Tarife bieten darüber hinaus bis zu einem bestimmten Alter auch Erhöhungen ohne besondere Anlässe an.


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