Exklusiv 10.01.2024 Studien | Tests

Lebensversicherung: Mehr Geld aus der Altersvorsorge

Die Trendwende ist vollzogen: Die Lebensversicherer in Deutschland erhöhen auf breiter Front ihre Überschussbeteiligung. Damit erhalten Kunden klassischer privater Renten- und Lebensversicherungspolicen 2024 eine höhere Verzinsung. Auch Riester-Verträge profitieren, ergab die aktuelle Umfrage von FOCUS MONEY-Versicherungsprofi unter 40 Gesellschaften.

Zum Jahreswechsel dürfen sich Sparer endlich wieder über positive Nachrichten bei der Altersvorsorge freuen: Die große Mehrheit der befragten Lebensversicherer hebt die laufende Verzinsung für 2024 an – jeder fünfte sogar um einen halben Prozentpunkt oder mehr. (Foto: © Monster Ztudio – adobe.stock.com)
Zum Jahreswechsel dürfen sich Sparer endlich wieder über positive Nachrichten bei der Altersvorsorge freuen: Die große Mehrheit der befragten Lebensversicherer hebt die laufende Verzinsung für 2024 an – jeder fünfte sogar um einen halben Prozentpunkt oder mehr.
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Mehr als drei von vier Lebensversicherern heben Verzinsung an.

Altersvorsorgesparer können 2024 nach Jahren der Flaute wieder mit höheren Zinsen für ihre Lebens- und Rentenversicherungen rechnen. Das ist das zentrale Ergebnis einer Umfrage unter den größten Anbietern, die der FOCUS MONEY-Versicherungsprofi jährlich startet. Demnach haben 32 der 40 befragten Unternehmen, die geantwortet haben, eine höhere laufende Verzinsung für Bestandsverträge deklariert. Die durchschnittliche Überschussbeteiligung steigt auf 2,45 Prozent, 2023 waren es nur 2,10 Prozent. Den größten Anstieg meldet Proxalto. Der Run-off-Versicherer verwaltet den ehemaligen Bestand der Generali und gehört zur Viridium Gruppe. Proxalto hat die Überschussbeteiligung für 2024 um 1,10 auf 2,35 Prozent angehoben. Von der höheren Verzinsung profitieren 40 Prozent der Proxalto-Kunden, alle anderen haben bereits höhere Zinsgarantien von bis zu vier Prozent.

Höchste Überschussbeteiligung bei 3,25 Prozent.

Für den Gesamtmarkt errechnet sich eine durchschnittliche Erhöhung der Überschussbeteiligung um 0,35 Prozentpunkte. Zwölf Versicherer liegen zum Teil deutlich darüber. Allerdings haben diese Gesellschaften teils auch einen erheblichen Nachholbedarf. Provinzial Rheinland, Inter, Nürnberger und DEVK Eisenbahn a. G. liegen nach ihren kräftigen Zinserhöhungen nun aber im ersten Viertel des Feldes. Von den zehn größten Versicherern erreichen nur Allianz, Axa, Nürnberger und Württembergische eine überdurchschnittliche laufende Verzinsung. Die höchste Überschussbeteiligung unter den 40 größten Anbietern bietet die Provinzial Rheinland mit 3,25 Prozent. Auf eine Überschussbeteiligung von drei Prozent kommen die eher kleineren Gesellschaften Bayerische, Ideal, DEVK Eisenbahn a. G. und Inter.

Bei Riester-Sparern überzeugt der Volkswohl Bund.

Schmaler fällt die durchschnittliche Überschussbeteiligung bei Riester-Verträgen aus. Die Befragung, die eine Reihe von Anbietern allerdings verweigert hat, ergab für das Segment nur 2,37 Prozent. Die geringe Datenbasis könnte aber die Ergebnisse verzerrt haben. Positiv sticht der Volkswohl Bund heraus: Riester-Sparern werden dieses Jahr 3,25 Prozent gutgeschrieben – bei den nicht geförderten Policen sind es lediglich 2,80 Prozent. Bei der Provinzial Rheinland ist es umgekehrt. Riester-Sparer erhalten 3,05 Prozent, die anderen 3,25 Prozent.

Träge Reaktion auf allgemeine Zinsentwicklung.

Die Versicherer begründen die höheren Überschussbeteiligungen mit einem deutlichen Anstieg der Kapitalmarktrenditen und den Leitzinsanhebungen der Europäischen Zentralbank (EZB) bis auf zuletzt 4,5 Prozent. „Die anhaltende Verbesserung des allgemeinen Zinsniveaus und die Erhöhung der Leitzinsen seit Frühjahr setzen einen stabilen Rahmen für die Erhöhung der Überschussbeteiligung für das Jahr 2024“, sagt etwa Michael Fauser, Vorstandsvorsitzender der Ergo Vorsorge Lebensversicherung AG. Marktführer Allianz hat den klassischen Tarif auf 2,70 Prozent und Perspektive auf 2,80 angehoben.

Auch wenn das Zinshoch schon erreicht ist, wird sich der Trend bei der Überschussbeteiligung nicht sofort wieder umkehren. Denn die Versicherer reagieren eher träge auf die Zinsentwicklung. Außerdem profitieren die Gesellschaften jetzt vom Abbau der Zinszusatzreserve (ZZR). Die wurde 2011 von der Finanzaufsicht eingeführt, um Altverträge mit höheren Garantiezinsen bis zu vier Prozent abzusichern. Die Analysten von Assekurata gehen davon aus, dass die Lebensversicherer jährliche Rückflüsse von insgesamt vier bis fünf Milliarden Euro aus der ZZR verzeichnen.

Gesamtverzinsung: 15 Versicherer mit mehr als drei Prozent.

Die laufende Verzinsung wird jedes Jahr vom Versicherer festgelegt und dem jeweiligen Vertrag gutgeschrieben. Durch die Deklaration erwerben die Kunden einen unwiderruflichen Anspruch. Der Anteil der Versicherungsnehmer am erzielten Überschuss eines Jahres muss aber nicht vollständig ausgeschüttet werden. Der Versicherer kann einen Teil des Geldes erst einmal zurücklegen und zum Aufbau von Sicherheitspuffern nutzen. Das Geld wird den Kunden bei Vertragsablauf als Schlussüberschuss gutgeschrieben. 

Garantiezins, Überschussbeteiligung und Schlussüberschuss ergeben die Gesamtverzinsung, die 2024 im Schnitt bei drei Prozent liegen wird – 36 Basispunkte mehr als im Vorjahr. Mit einer Gesamtverzinsung von mehr als drei Prozent glänzen Allianz (3,50), Axa (3,10), Nürnberger (3,15), Württembergische (3,01), Volkswohl Bund (3,40), Ergo Vorsorge (4,10), Provinzial Rheinland (4,05), LV 1871 (3,60), Deutsche Ärzteversicherung (3,36), DEVK Allg. (3,30), die Bayerische (3,75), Ideal (3,70), DEVK Eisenbahn a. G. (4,10), Öffentliche Braunschweig (3,60) und Inter (3,44).

Umfrage: So beteiligen 40 große Lebensversicherer ihre Kunden 2024

Die durchschnittliche Überschussbeteiligung der größten Lebensversicherer beträgt in diesem Jahr 2,45 Prozent nach 2,10 Prozent im Vorjahr. Die 40 befragten Anbieter haben einen Marktanteil von 82 Prozent. Die Rangfolge richtet sich nach dem Marktanteil bei Lebensversicherungen.


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