Erwerbsminderung oder Eltern – das reicht nicht!
In seiner monatlichen Kolumne schreibt VP-Experte und Makler Marco Niedermaier darüber, welche Vorbehalte Menschen gegen den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung haben und warum man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen sollte.
Brauche ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung? Wenn ich jemand Neues kennenlerne, ist das fast immer eine der ersten Fragen und ich antworte fast immer das Gleiche. So auch an einem der wenigen schönen Tage in diesem Jahr, als wir einen Freund mit seiner neuen Partnerin zum Grillen im Garten eingeladen hatten. Wir begrüßten uns, tranken ein Bier und lernten uns kennen, während der Grill anheizte. Unweigerlich kamen wir auf das Thema unserer Jobs. Ich erzählte, dass ich mich als Versicherungsmakler auf das Thema der Arbeitskraftabsicherung spezialisiert habe. Sofort kam von ihr die obligatorische Frage, so als hätte sie sich nie zuvor mit diesem Thema beschäftigt.
Erwerbsminderungsrente reicht nicht
In der Regel frage ich die Person, ob sie auf ihr Einkommen angewiesen ist, oder bei Angestellten auch mal, ob ein Drittel des aktuellen Bruttoeinkommens ausreichen würde. Das ist nämlich die finanzielle Größenordnung, die man von der Deutschen Rentenversicherung (DRV) bei voller Erwerbsminderung erhält, wenn gar nichts mehr geht, also nicht mal irgendein Job für mehr als drei Stunden täglich. Den Wert kann übrigens jeder an oberster Stelle auf seiner letzten Renteninformation der DRV nachlesen. Noch mal zur Verdeutlichung: Im gesundheitlich schlimmsten Fall fallen zwei Drittel der Einnahmen weg.
Zurück in meinen Garten: Auch sie antwortete wie üblich, dass sie natürlich auf ihr Gehalt angewiesen sei. Jedoch kamen dann die Argumente, warum aus ihrer Sicht eine Absicherung dennoch nicht notwendig sei. In ihrem Bürojob könne sie praktisch gar nicht berufsunfähig werden, sie sei kerngesund und wenn überhaupt könnten ja auch noch ihre Eltern einspringen, schließlich sei sie ein Einzelkind.
Auch temporäre Berufsunfähigkeit ist ein Risiko
Ich bin kein Freund davon, den Teufel an die Wand zu malen, und ziehe stets reale Beispiele aus dem Alltag heran. Es sollte sich zwischenzeitlich jedoch rumgesprochen haben, dass sich wirklich kein Mensch gegen psychische Erkrankungen, Krebs, Schlaganfälle und viele verschiedene Nervenerkrankungen wehren kann. Und all diese Erkrankungen können in wirklich jedem Beruf, ganz egal was man macht, zumindest zu einer temporären Berufsunfähigkeit führen. Dieser Punkt ist ganz wichtig: Es geht nicht immer darum, dauerhaft nicht mehr arbeiten zu können. Aber auch eine Berufsunfähigkeit mit einer durchschnittlichen Dauer von nur vier, fünf oder sechs Jahren kann finanziell gesehen ganz schön wehtun.
Der Abschluss funktioniert übrigens nur dann, solange man noch einigermaßen gesund ist. Meine tägliche Herausforderung in der Beratung ist entsprechend nicht, die Interessenten davon zu überzeugen, wie wichtig die Absicherung ist, sondern den Gesundheitszustand so für eine anonyme Risikovoranfrage aufzubereiten, dass ein Versicherer grünes Licht für die Absicherung gibt. Und klar kann man sich auch auf die Eltern und das spätere Erbe verlassen, ich persönlich möchte das jedoch nicht. Und meine neue Bekannte hoffentlich auch nicht.