Makler-Optimismus trotzt der Krise
Trotz der schwierigen Situation auf den Versicherungsmärkten sind die BDVM-Makler laut einer Umfrage optimistisch. Der Ukraine-Krieg drückt zwar auf die Stimmung, macht sich aber wirtschaftlich kaum bemerkbar. Für das kommende Jahr erwarten 59 Prozent der 131 befragten Unternehmen weiter steigende Courtage-Einnahmen.
Trotz Corona-Krise und Krieg in der Ukraine: Die Versicherungsmakler konnten sich im aktuellen Geschäftsjahr gut behaupten. Überdies herrscht in Bezug auf die künftige Entwicklung Optimismus. Das geht aus der Mitgliederumfrage des Bundesverbands Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) hervor, die der Verein auf der traditionellen Jahres-Pressekonferenz vorgestellt hat. Es war die letzte Veranstaltung dieser Art von BDVM-Geschäftsführer Dr. Hans-Georg Jenssen, der zum Jahresende in den Ruhestand geht. Dabei musste Jenssen einräumen, dass von den im BDVM organisierten Unternehmen rund 100 weniger als im Vorjahr an der Umfrage teilgenommen hatten.
Sachversicherungsgeschäft bringt mehr Courtage
Von den 131 Mitgliedsunternehmen, die mitgemacht haben, beurteilen 67,9 Prozent (Vorjahr: 63 Prozent) ihre aktuelle Gewinnsituation in den ersten acht Monaten 2022 als „gut“ und 29,8 Prozent (Vorjahr: 35 Prozent) als „befriedigend“. Nur ein minimaler Anteil von rund zwei Prozent nennt die Lage „schlecht“. Grund für die gegenüber dem Vorjahr sogar leicht verbesserte Einschätzung sind unter anderem steigende Courtage-Einnahmen bei 75,4 Prozent (Vorjahr 68,5 Prozent) der teilnehmenden Maklerbetriebe, wovon allein 24,6 Prozent eine Steigerung der Courtage-Einnahme in der Größenordnung von zehn bis 50 Prozent aufweisen. 22,3 Prozent der Makler konnten ihre Einnahmen insgesamt konstant halten. Gesunken sind sie insgesamt nur bei einem minimalen Anteil von rund zwei Prozent. Zu der Entwicklung trug die Sachversicherungssparte überdurchschnittlich bei.
Verband fordert standardisiertes Altersvorsorgeprodukt
Im Bereich Leben und Kranken sanken die Einnahmen hingegen bei den Betrieben häufiger, als dass sie stiegen. So meldeten in der Lebensversicherung 24 Prozent der BDVM-Mitglieder gesunkene Courtage-Einnahmen in den ersten acht Monaten. Bei weiteren 24 Prozent blieben die Einnahmen konstant und nur bei neun Prozent stiegen sie. Vor diesem Hintergrund mahnte Jenssen die Branche und die Politik, mehr „Drive“ in die Lebensversicherung zu bringen und endlich ein standardisiertes Altersvorsorgeprodukt vorzustellen. Jenssen warb erneut für ein Produkt mit Opt-out-Lösung, aber mit Beratungsansatz und laufender Vergütung. Eine einheitliche Pflichtlösung sei nicht ratsam, weil dabei die jeweiligen Besonderheiten des Kunden nicht berücksichtigt werden könnten.
Schwierige Nachwuchssuche, bessere Frauenquote
Die Suche nach qualifizierten Bewerbern bleibt für die Maklerunternehmen eine Herausforderung. Versicherungskauffrau bzw. -mann sei weiterhin für viele Jugendliche kein Traumberuf. Laut BDVM verwundert es nicht, dass für ca. 74 Prozent der Unternehmen die Personalgewinnung und mit über 90 Prozent auch die Personalbindung sehr wichtig bzw. wichtig ist. Der Frauenanteil innerhalb der Unternehmen liegt unverändert bei 50 Prozent. Bei der Frage „Ist in ihrem Unternehmen mindestens eine Frau in leitender Position?“ hat sich im Berichtsjahr aber eine Verschiebung ergeben. Der Wert kletterte von 48 auf 57 Prozent.
Digitalisierung wird leicht besser bewertet
Leicht besser fällt auch die Einschätzung der Unternehmen zu ihren Digitalisierungsbemühungen aus. 38,2 Prozent (Vorjahr: 36,7 Prozent) der Befragten bewerten diese mit „sehr gut“ bzw. „gut”, wobei der eindeutige Schwerpunkt bei „gut“ liegt. Immerhin 47,3 Prozent (Vorjahr: 36,6 Prozent) beurteilen den Zustand als „befriedigend“, aber nur noch 10,7 Prozent (2021: 15,1 Prozent) als „ausreichend“. 3,9 nach 5,6 Prozent im Vorjahr halten ihren Digitalisierungsgrad für „mangelhaft“. Hier sei unverändert Luft nach oben, so die Studienautoren. Allerdings hätten zahlreiche Mitglieder in ihren Kommentaren deutlich gemacht, dass der persönliche Kontakt mit Kunden und Mitarbeitern für sie essenziell bleibe.
Krieg hat bisher nur wenig Einfluss auf Geschäfte
So positiv diese Ergebnisse sind – es gibt erste Anzeichen dafür, dass der Ukraine-Krieg einen negativen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung hat. Nach dem Krieg bzw. dessen Auswirkungen wie Sanktionen befragt, antworten 96,9 Prozent der Teilnehmer, dass sie „spürbar“ betroffen sind. Gemeint ist ein Einfluss auf ein bis zehn Prozent des Geschäfts. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass die Maklerbetriebe noch nicht wirklich stark tangiert sind und es keine gravierenden wirtschaftlichen Einbußen gibt. „Man muss kein Prophet sein, dass die Auswirkungen noch deutlich stärker werden, wenn in Deutschland ein harter Winter und/oder ein Konjunktur-Einbruch kommt“, schreibt der BDVM.
Makler sind weiter optimistisch, aber nicht immer zufrieden
Doch solche Befürchtungen scheinen viele Makler nicht zu haben. Die BDVM-Mitglieder versprühen deutlichen Optimismus: Für das kommende Jahr erwarten allein 59,5 Prozent (2021: 61 Prozent) der Unternehmen weiter steigende Courtage-Einnahmen, 32,8 Prozent (nach 29 Prozent im Vorjahr) rechnen mit gleichbleibenden Werten. Mit nur 7,6 Prozent (Vorjahr: zehn Prozent) ist der Anteil der Firmen, die Einbußen erwarten, im Vergleich zu 2021 noch einmal gesunken. Der Verband schließt sich der Haltung weitgehend an. Sein Fazit: „Im Lichte der obigen Ergebnisse wird deutlich, dass die Makler sehr robust durch diese Zeit gekommen sind und unsere Mitglieder – zum Glück – bisher weit entfernt von wirtschaftlich sehr starken Beeinträchtigungen sind. Dies gibt auch für das nächste Jahr Anlass, mit einem gewissen Optimismus der Entwicklung entgegenzusehen.“
Zufrieden sind die Makler indes nicht mit allem. Unverändert berichten die Mitglieder laut BDVM häufig von strukturellen Service-Problemen bei den Versicherern als Folge der Pandemie und der damit verbundenen Home-Office-Tätigkeit. Vielen Unternehmen fehlten Organisation, Struktur und die geeigneten Mitarbeiter für dauerhaftes Home-Office. Dies führe zu massiven Problemen bei den Maklern, die versuchen würden, diese Mängel zeitaufwendig zu beheben, um Kunden zufriedenzustellen.