Provisionsdeckel bloß nicht wieder aufwärmen!
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Der Provisionsdeckel für Lebensversicherungspolicen lauert noch immer in den Schubladen der BaFin. Die nächste Bundesregierung könnte sich des Themas wieder annehmen – mit verheerenden Folgen für die Vermittler. Umso eindringlicher warnen Branchenexperten vor falschen Entscheidungen.
Zwar hat das Bundesfinanzministerium (BMF) konkrete Pläne für einen Provisionsdeckel bei Lebensversicherungen zuletzt auf Eis gelegt. Priorität haben erst mal die Restschuldversicherungen. Bei diesen Policen, die Kreditnehmer für den Fall von Arbeitslosigkeit und Arbeitsunfähigkeit absichern sollen, sorgten Provisionsexzesse vielfach für Empörung. Voraussichtlich ab 1. Juli 2022 greift hier daher ein Provisionsdeckel von 2,5 Prozent der Abschlusssumme. Vermittler von Lebensversicherungen sollten sich aber nicht zu früh freuen. Denn laut BMF wurden Regelungen für LV-Policen zunächst nur „zurückgestellt“. Die künftige Bundesregierung könnte das Thema also ganz schnell wieder oben auf die Agenda setzen.
Tenor der Branche: Flexibilität ja, Deckel nein!
Um so eindringlicher warnen Branchenexperten vor Aktionismus aufseiten der Politik. „Ein Provisionsdeckel ist nicht die beste Lösung, um eine zukunftsfähige Altersvorsorge aufzubauen“, sagt etwa Jens Arndt, Vorstandsvorsitzender der myLife Lebensversicherung. Zwar setzt mylife auf Nettoversicherungen, die konstruktionsbedingt ohne Provisionen abgeschlossen werden. „Es steht außer Frage, dass es einer guten privaten Altersvorsorge bedarf, die kostengünstig, flexibel und transparent ist – und einer Gesetzgebung, welche die Kundeninteressen stärkt“, so Arndt. „Doch Provisionsdeckel oder gar -verbote sind unserer Ansicht nach nicht die richtige Lösung.“
Professionelle Beratung ist nicht umsonst
Ähnlich klar positioniert sich Giovanni Liverani, Deutschlandchef der Generali. Ein Provisionsdeckel richte sich gegen den Wettbewerb, „weil bestimmte Teile der Finanzbranche Einschränkungen erleiden müssten, andere nicht“, so Liverani gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. Dass seine Sichtweise auf der engen Bindung an die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) basiert, die im großen Stil Generali-Policen vertreibt, weist Liverani von sich: „Es geht nicht so sehr um den Vertriebsweg. Wir haben mit Cosmos auch einen der größten Direktversicherer des Landes“, so der Manager.
Auch Gothaer Vertriebsvorstand Oliver Brüß hält nichts von einer gesetzlichen Kappung der Provisionen. „Einen solchen Deckel gibt es nirgends sonst in der Wirtschaft.“ Um einige schwarze Schafe zu treffen, müsse man nicht „die ganze Herde bestrafen“, so Brüß. Beratung koste nun mal Geld, wie man zunehmend auch bei der Bankberatung erkennen könne. Michael H. Heinz, Präsident des Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute e.V. (BVK), der sich wiederholt gegen Deckelungs-Pläne starkt gemacht hat, ergänzt: „Professionelle Beratung ist keine karitative Tätigkeit, sondern bietet lebensbegleitende Absicherung für den Kunden.“
AfW sieht Makler-Existenzen bedroht
Die konkreten finanziellen Auswirkungen eines Provisionsdeckels hat der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW im Rahmen einer Makler-Umfrage ermittelt. Ergebnis: Der Provisionsdeckel würde zu einem Minus von durchschnittlich 27 Prozent bei den jährlichen Provisionserlösen führen. Rund jeder vierte Vermittler (mehr als 27 Prozent) erwartet sogar Einbußen von mindestens 40 Prozent. „Ein Minus von 27 Prozent kann für viele knapp kalkulierende Makler eine existenzielle Bedrohung darstellen“, so Rechtsanwalt Norman Wirth, Geschäftsführender Vorstand des AfW. Der Verband lehnt daher die Deckelung der Provisionen in der Lebensversicherung kategorisch ab.