Anlagepolitik goes Nachhaltigkeit: Grüne Null ist das Ziel
Die Versicherer zeigen beim Thema Nachhaltigkeit Flagge. Gleich zwei große Branchenallianzen wollen die CO2-Emissionen ihres Anlageportfolios sukzessive verringern. Im Jahr 2050 sollen Rücklagen und Kundengelder dann komplett klimaneutral investiert sein.
Das im Pariser Klimaabkommen vereinbarte Ziel, den globalen Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, ist eine Mammutaufgabe. Nicht nur Industrie, Handel, Verkehr, Energiewirtschaft und Landwirtschaft – auch die Finanzbranche ist hier in der Pflicht. Dass die Assekuranz ihre Verantwortung ernst nimmt, wird in der Nachhaltigkeitspositionierung der deutschen Versicherer deutlich. Dort heißt es: „Versicherer bekennen sich zu den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen (SDGs) und zu den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens. Sie unterstützen das Ziel eines klimaneutralen Europas bis 2050 und den Green Deal.“ Tatsächlich kann die Assekuranz nicht zuletzt durch gezielte Investitionsentscheidungen direkten Einfluss auf die Nachhaltigkeitsbemühungen von börsennotierten Unternehmen ausüben – vor allem langfristig.
Zwei Allianzen, ein Ziel
Wie das funktioniert, wird anhand der beiden Brancheninitiativen „Net-Zero Insurance Alliance“ (NZIA) und „Net-Zero Asset Owner Alliance“ (AOA) deutlich. Die NZIA ist ein Zusammenschluss der acht weltweit führenden Versicherer und Rückversicherer Generali, Allianz, Aviva, Munich Re, SCOR, Swiss Re, Zurich Insurance Group und der federführenden AXA. Sie alle haben sich dazu verpflichtet, die Netto-Emissionen ihres Versicherungs- und Rückversicherungsportfolios bis 2050 auf Null zu reduzieren – Mindestvoraussetzung, um einen globalen Temperaturanstieg von mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu vermeiden
Jedes Mitglied wird individuell alle fünf Jahre wissenschaftlich fundierte Zwischenziele festlegen und unabhängig voneinander öffentlich und jährlich über seine Klima-Fortschritte berichten. „Die von den Vereinten Nationen ins Leben gerufene Net-Zero Insurance Alliance ermöglicht es uns, unsere Kräfte mit Institutionen und Kollegen innerhalb unseres Sektors zu bündeln, die dieses gemeinsame Ziel verfolgen, um eine signifikante und längerfristige Wirkung zu erzielen“, erklärt Philippe Donnet, CEO der Generali Gruppe, die jüngst ihren Beitritt zur Allianz verkündete.
Sieben Billionen Dollar Marktmacht
Die Net-Zero Asset Owner Alliance (AOA), ebenfalls von der UN ins Leben gerufen, ist quasi das Netzwerkpendant mit Schwerpunkt auf institutionelle Anleger. Auch hier lautet das Ziel, bis 2050 ein komplett CO2-neutrales Anlageportfolio zu erreichen. Der AOA gehören mehr als 40 institutionelle Großinvestoren an, darunter Banken, Versicherungen und Pensionsfonds. Zusammen verwalten sie ein Vermögen von rund sieben Billionen Dollar. Unter den Mitgliedern befinden sich auch zwölf Pensionsfonds und Versicherer wie Akademiker Pension, Bayerische Versorgungskammer und Zurich. Jüngster Neuzugang ist die HanseMerkur. „Dem Klimawandel können wir nur auf globaler Ebene und in gemeinsamer Initiative wirksam entgegentreten“, erklärt deren Vorstandschef Eberhard Sautter. „Im holistischen Ansatz der Net-Zero Asset Owner Alliance liegt die Kraft, als Finanzbranche unserer Verantwortung gerecht zu werden.“