Run-off-Spezialist Viridium heiß begehrt
Das im hessischen Neu-Isenburg beheimatete Unternehmen Viridium, das auf die Abwicklung von Lebensversicherungen spezialisiert ist, braucht einen neuen Eigentümer. Das Interesse der Branche ist groß – auch die Allianz gehört zu den Bietern.

(Foto: Allianz)
Was Branchenkreise schon vorher gemutmaßt hatten, wurde kürzlich von Allianz-CEO Oliver Bäte bestätigt: Die Münchner sind an einer Übernahme von Viridium interessiert. Das Fachportal Versicherungsmonitor berichtete, dass Bäte im Gespräch mit Aktienanalysten erläutert hat, worum es der Allianz dabei ginge – die Gebühreneinnahmen aus der Kapitalanlage: „Wir mögen das Geschäftsmodell sehr“, sagte er. In Deutschland ist die Allianz Marktführer in der Lebensversicherung. Verträge an einen Bestandsabwickler wie Viridium abzugeben, war für den Konzern im Heimatmarkt bisher kein Thema.
Verkauf in den nächsten Monaten
Im Zuge eines möglichen Eigentümerwechsels hatten einige der weltweit größten Versicherer und Fondsmanager offenbar finale Angebote für den Versicherungsspezialisten Viridium abgegeben – Deadline war der vergangene Montag. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass eine Bewertung von mehr als 3,5 Milliarden Euro angestrebt werde. Nach deren Recherchen gehört zu den Bietern ein Konsortium, dem neben der Allianz auch der US-Fondsgigant Blackrock und der japanischen Lebensversicherer T&D Holdings angehören. Auch weitere Gruppen, zu denen etwa die DWS, CVC Capital Partners oder Athora gehören, waren dem Vernehmen nach noch im Rennen. Der Verkauf soll laut Viridium-Vorstandschef Dr. Tilo Dresig „auf jeden Fall im ersten Halbjahr" über die Bühne gehen.
Ertragreiches Geschäft
Viridium übernimmt als sogenannter Run-off-Spezialist Lebensversicherungsbestände von Versicherungskonzernen und führt diese bis zum Ablauf der Verträge weiter. Derzeit zählt das Unternehmen mit Sitz in Neu-Isenburg bei Frankfurt nach eigenen Angaben zu den fünf größten Lebensversicherern in Deutschland. Es verwaltet rund 3,4 Millionen Policen mit Kapitalanlagen von insgesamt knapp 67 Milliarden Euro. 2023 erwirtschaftete Viridium einen Konzernjahresüberschuss von 342 Millionen Euro. Mehrheitseigner ist der Finanzinvestor Cinven mit 70 Prozent, Hannover Rück und Generali halten den Rest.
Aufsicht kippt großen Deal
Der Bestandsabwickler selbst hat in den vergangenen elf Jahren die Bestände von vier deutscher Lebensversicherern übernommen: Skandia, Entis, die Heidelberger und die in Proxalto umbenannte Leben-Tochter der Generali-Gruppe. Geplatzt war im vorigen Jahr hingegen der Kauf des Klassik-Bestands der Zurich Gruppe Deutschland (720.000 Verträge) durch Viridium. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte ihr Veto eingelegt und signalisiert, Übernahmen durch die Hessen kritisch zu prüfen, solange Cinven Mehrheitseigentümer bleibt. Hintergrund war dessen Rolle bei der finanziellen Schieflage des italienischen Lebensversicherers Eurovita, die zu regulatorischen Bedenken führte. Die italienische Versicherungsaufsicht Istituto per la Vigilanza sulle Assicurazioni (IVASS) hatte damals verlangt, dass der britische Eigner 400 Millionen Euro Kapital beisteuert. Als Cinven das verweigerte, nährte das Zweifel, ob Private-Equity-Investoren sich überhaupt als Eigentümer von Lebensversicherern eignen.
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