Der GDV hat einen neuen Präsidenten
Der neue Chef des GDV heißt Norbert Rollinger. Der R+V Vorstandsvorsitzende beerbt Wolfgang Weiler. Welche Rolle er neben dem starken Mann beim Verband, Jörg Asmussen, spielen wird, muss sich zeigen. Zum Start seiner Amtszeit fordert Rollinger einen Neustart in der Zusammenarbeit mit der Politik.
Die Nachricht hätte kürzer kaum ausfallen können: „Norbert Rollinger ist neuer Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Das Präsidium wählte den Vorstandsvorsitzenden der R+V Versicherung AG am Mittwoch (21. September) in Berlin an die Spitze des Verbandes. Rollinger (58) leitete dort bisher den Präsidialausschuss Risikoschutz für Gesellschaft und Wirtschaft. Er folgt auf Wolfgang Weiler, der nach fünf Jahren als GDV-Präsident die Amtsgeschäfte übergibt und aus dem Präsidium ausscheidet.“
Als R+V-Chef bereits meinungsstark unterwegs
In der GDV-Veröffentlichung folgte dann noch eine kurze Danksagung an Vorgänger Weiler, der vor zwei Monaten 70 geworden ist, und eine lange Aufzählung der Vorstandsmitglieder des vereinsrechtlich organisierten Verbands. Das war’s. Auch wenn der Stabwechsel schon seit längerem beschlossene Sache war, es ist weit mehr als eine Randnotiz. Schließlich ist der GDV die Dachorganisation der privaten Versicherungsunternehmen in Deutschland mit rund 460 Mitgliedsunternehmen, die über 200.000 Menschen beschäftigen. Mit dem neuen Posten ist Rollinger quasi das Gesicht der Branche. Die Rolle könnte ihm liegen, denn seine Stimme war schon in der Vergangenheit vernehmbar, wenn er sich als Vorstandsvorsitzender der R+V meinungsstark in Branchendiskussionen wie den Provisionsdeckel einbrachte.
Der gebürtige Rheinländer besitzt die luxemburgische Staatsangehörigkeit, seit 2012 ist er Präsidiumsmitglied im GDV. Als promovierter Jurist und Betriebswirt startete Rollinger seine berufliche Laufbahn bei der Beratungsfirma McKinsey. Es folgten Führungspositionen bei der DBV-Winterthur, Axa und Generali. Seit 2009 sitzt er im Vorstand des Wiesbadener R+V-Konzerns, ab 2017 als dessen Chef.
Wie funktioniert das Zusammenspiel mit Asmussen?
Interessant dürfte zu beobachten sein, wie die Arbeitsteilung mit GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen funktioniert. Der ehemalige Finanzstaatssekretär füllt seine Aufgabe seit zwei Jahren mit starkem Sendungsbewusstsein aus, twittert quasi täglich und war in dieser Zeit deutlich mehr in der Öffentlichkeit präsent als der bisherige Präsident Weiler. Dazu passt, dass in den Nachrichtensendungen des Landes zum gestrigen Start des Versicherungstages die Fernsehzuschauer Asmussen an der Seite von Gastredner und Bundesfinanzminister Christian Lindner auf der GDV-Bühne sahen. Was sie nicht sahen, war Rollingers Antrittsrede vor dem Auftritt von Stargast Lindner.
Rollinger will mehr Dialog mit der Politik
In dieser schlug er sogleich sehr präsidiale Töne an. Man stehe vor einer Zeitenwende. „Auch wir müssen uns verändern.“ Der GDV müsse stärker in den Dialog kommen und schneller neue Ideen liefern. Er habe den Eindruck, dass auch die Politik die Hand zum Dialog reichen wolle. Der neue Verbandschef will zudem im vierten Quartal durch eine Mitgliederbefragung sehen, wie die Stimmungslage ist und welche Erwartungen die Basis hegt. Daneben sieht Rollinger Handlungsbedarf beim Ausbau der Vertretung in Brüssel, da die europäischen Themen immer wichtiger würden. Doch über allem schweben die aktuellen Probleme. So ist die Liste der Themen, die Rollinger in den kommenden Monaten beschäftigen werden, lang. Auf der Agenda stehen unter anderem die Auswirkungen der Inflation, der Stillstand bei der Reform der Altersvorsorge oder eine mögliche Pflichtversicherung gegen Elementarschäden.