03.03.2021 Branche

Allianz Deutschland erwartet weniger Gewinn

Schwächerer Umsatz, stabiles operatives Ergebnis: Das ist die Bilanz der Allianz Deutschland für 2020. Im laufenden Jahr soll der Umsatz wieder zulegen. Allerdings rechnet der Versicherer mit einem leicht rückläufigen operativen Ergebnis.

Infolge von Abschreibungen auf Kapitalanlagen ging der Nettogewinn der Allianz Deutschland AG merklich zurück. (Foto: Allianz Deutschland AG)
Infolge von Abschreibungen auf Kapitalanlagen ging der Nettogewinn der Allianz Deutschland AG merklich zurück.
(Foto: Allianz Deutschland AG)

Die Allianz Deutschland hat ihr operatives Ergebnis 2020 mit 2,58 Milliarden Euro nahezu auf Vorjahresniveau halten können. Die Sparten entwickelten sich jedoch höchst unterschiedlich: Während der operative Gewinn in der Schaden- und Unfallversicherung um 5 Prozent nachgab, legten die Ergebnisse in der Lebensversicherung und in der Krankenversicherung um 4,4 Prozent bzw 1,3 Prozent zu.

In der Schaden- und Unfallversicherung wurde das Ergebnis durch hohe pandemiebedingte Sonderbelastungen, vor allem in der Betriebsschließungsversicherung, getrübt. Rückläufige Schäden in der Kfz-Versicherung konnten das nur teilweise ausgleichen. Die Lebens- und die Krankenversicherung profitierte von einer starken Erholung der Märkte im vierten Quartal.

Widerstandsfähig durch die Krise

 

Insgesamt sank der Umsatz im vergangenen Jahr um 2,8 Prozent auf 40,8 Milliarden Euro, der Nettogewinn brach wegen Abschreibungen auf Kapitalanlagen um 15 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro ein. Im laufenden Jahr rechnet die Allianz Deutschland bei einer positiven Umsatzentwicklung zwar mit einem leicht rückläufigen operativen Gewinn – Vorstandschef Klaus-Peter Röhler zieht aber insgesamt eine positive Bilanz: „Die hohe Widerstandsfähigkeit der Allianz Deutschland in einer weltweiten Krise beweist die Nachhaltigkeit unserer Geschäftsstrategie.“ Er lobte das große Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das in diesem Ausnahmejahr maßgeblich zu den robusten Ergebnissen beigetragen habe.

Komposit: differenziertes Bild

 

In der Schaden- und Unfallversicherung ist die Allianz 2020 leicht gewachsen. Die Beitragseinnahmen stiegen gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozent auf 10,9 Milliarden Euro. Coronabedingt meldeten die Kunden geringere Fahrleistungen und Schäden in der Kfz-Versicherung. Dafür nahmen sie deutlich öfter Rechtsschutz in Anspruch. Insgesamt stiegen die Schadenaufwendungen um 2,8 Prozent.

Gut angenommen wurde der neue Privatschutz, ein Versicherungspaket aus Haftpflicht-, Wohngebäude-, Hausrat-, Rechtsschutz-, Unfall- und Tierkrankenversicherung. Insgesamt wurden mit mehr als 500.000 ein Drittel mehr Policen verkauft als im Vorjahr. „Rein rechnerisch hat im vergangenen Jahr pro Minute ein Kunde ein Privatschutz-Produkt gekauft“, sagt Röhler. In der Kfz-Versicherung gewann die Allianz Deutschland – trotz deutlich rückläufiger Neuzulassungen – mehr als 30.000 Fahrzeuge dazu. Hier half die ADAC Autoversicherung AG. 

Minus bei Leben, Plus bei Kranken

 

Die Allianz Leben konnte im Jahr 2020 den zweithöchsten Umsatz in ihrer Geschichte erzielen. Gegenüber dem Rekordjahr 2019 verringerten sich die Beitragseinnahmen um 5,4 Prozent auf 26,2 Milliarden Euro, übertrafen jedoch den Wert von 2018 um 16,5 Prozent. Das Neugeschäft ging um rund 11 Prozent zurück, lag aber um 8,6 Prozent über dem Jahr 2018.

In der Krankenversicherung legten die Beitragseinnahmen um 4,6 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro zu. Steigerungen gab es sowohl in der Voll- als auch in der Zusatzversicherung. Ende 2020 waren mehr als 2,76 Millionen Menschen bei der Allianz krankenversichert – rund 42.000 mehr als im Vorjahr. 

Die verwalteten Kapitalanlagen des Versicherungsgeschäfts wuchsen um 7,9 Prozent auf 376,6 Milliarden Euro. Das Kapitalanlagenergebnis stieg über alle Sparten hinweg um 4,5 Prozent auf 12,4 Milliarden Euro, getrieben von der positiven Entwicklung in der Lebens- und Krankenversicherung im vierten Quartal.

Kunden nutzen spezielle Pandemie-Angebote

 

Das Unternehmen hat zahlreiche innovative Lösungen zur Entlastung der Kunden während der Pandemie entwickelt. So fiel mit der Schließung von Kindergärten und Schulen für viele Kinder der gesetzliche Unfallversicherungsschutz weg. Im vergangenen Jahr haben laut Allianz Deutschland rund 20.000 Eltern nahezu 30.000 Kinder für den kostenlosen UnfallSchutz des Versicherers angemeldet. Ebenso zeigte sich ein höherer Bedarf an Rechtsberatung. Die eigens eingerichtete Rechtsschutz-Corona-Hotline zu rechtlichen Pandemie-Fragen wurde von rund 18.000 Kunden in Anspruch genommen.

Auch die Gesundheitsservices der Krankenversicherung hätten die Kunden verstärkt genutzt: Die Nachfrage nach dem Service „Doc on Call“ hat sich seit Beginn der Pandemie verfünffacht. Über die Gesundheits-App der APKV können Versicherte kostenfrei 24 Stunden, sieben Tage die Woche anrufen und sich von medizinischen Experten informieren lassen. Bei dem Beratungsangebot „Stark durch die Krise“ gemeinsam mit HelloBetter, das schnelle Unterstützung bei psychischen Belastungen bietet, haben sich mehr als fünf Millionen Menschen Hilfe geholt. Das Angebot wurde vom World Economic Forum ausgezeichnet.

Gestundete Beiträge, Zuschuss bei Betriebsschließung

 

Um ihren Kunden in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit entgegenzukommen, hat die Allianz Leben die Möglichkeit zur Stundung der Versicherungsbeiträge bis Ende Juni 2021 verlängert. Das Unternehmen hat außerdem nach eigenen Angaben 2020 aus der Betriebsschließungsversicherung einen höheren zweistelligen Millionenbetrag alleine für die sogenannte „Bayerische Lösung“ an ihre Kunden aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe ausbezahlt. Bundesweit hätten bisher mehr als 77 Prozent der betroffenen Allianz Kunden Unterstützung in Höhe von 15 Prozent der Versicherungssumme angenommen. Die Allianz bleibt bei ihrer Rechtsauffassung, wonach keine Leistungspflicht bestehe, weil „COVID-19 in den abschließenden Versicherungsbedingungen nicht aufgeführt“ sei.

„Dass unsere Kunden uns als Versicherer gerade in schwierigen Zeiten zu schätzen wissen, sehen wir an der Kundenzufriedenheit, gemessen an der Weiterempfehlungsbereitschaft“, sagt Vorstandschef Röhler. „Sie war im Pandemie-Jahr 2020 so hoch wie nie zuvor.“

 


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