01.06.2022 Branche

Allianz erhöht Preise für Mittelständler

Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung” konfrontiert die Allianz zahlreiche vor allem mittelständische Unternehmenskunden mit saftigen Preiserhöhungen. Makler befürchten, dass das unter dem Motto „take it, or leave it" geschehe.

Die Allianz bemüht sich offenbar, ihr Portfolio zu bereinigen – allerdings nicht das der Produkte, sondern das der Kunden. (Foto: Allianz)
Die Allianz bemüht sich offenbar, ihr Portfolio zu bereinigen – allerdings nicht das der Produkte, sondern das der Kunden.
(Foto: Allianz)

Die Allianz Versicherung will dem Vernehmen nach zahlreiche Mittelständler als Kunden loswerden. Das berichtet jedenfalls die „Süddeutsche Zeitung” (SZ) mit Verweis auf Versicherungsmakler, die für diese Unternehmen die Deckungen einkaufen. „Wir haben für mehrere Hundert Kunden Erhöhungen, in Einzelfällen bis 400 Prozent“, zitiert die Zeitung einen Makler. Dabei geht es um die Sachversicherung. Damit schützen sich Firmen gegen Feuer, Sturmschäden und Betriebsunterbrechungen.

Preiserhöhungen, um Kunden loszuwerden?

 

Im Schnitt betrage die gestiegene Preisforderung etwa 20 Prozent. „Bei Erhöhungen von zehn Prozent bis 30 Prozent erklärt die Allianz auch, dass sie verhandlungsbereit sei“, sagt der Makler laut SZ. „Bei den richtig steilen Erhöhungen ist klar, dass der Versicherer diese Betriebe nicht mehr will.“ Der Gewährsmann schildert ein Beispiel aus der Holzindustrie: Ein Unternehmen, das in den vergangenen Jahren keinen Schaden zu verzeichnen hatte, zahlt bislang rund 15.000 Euro jährlich. Künftig verlangt die Allianz mehr als 40.000 Euro. „Bestimmte Branchen passen der Allianz nicht mehr ins Konzept“, ergänzt er.

Allianz nennt wirtschaftliche Gründe



Eine Allianz-Sprecherin bestritt gegenüber der SZ, dass der Konzern sich von Kunden trennen will. „Es geht uns nicht darum, Risiken loszuwerden“, erklärte sie. „Aber in den letzten vier Jahren haben deutsche Versicherer im Sachgeschäft mit Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft einen Verlust von über fünf Milliarden Euro gemacht.“ Das gehe auch an der Allianz nicht vorbei. Allein die Inflation habe die Großschäden stark verteuert. „Darum heben wir derzeit in einigen Segmenten die Preise bei Firmen mit hohem Schadenpotenzial so weit an, dass diese den steigenden Schadenbedarf decken.“ Konkrete Zahlen nannte sie jedoch nicht.

Ärger bei Kunden und Maklern



Bei den Kunden komme das nicht gut an, so der Zeitungsbericht. Viele Unternehmen hätten unter der Pandemie gelitten und fürchteten jetzt die Folgen von Inflation und Lieferkettenproblemen. Der Allianz Versicherung gehe es nicht schlecht: Sie erzielte 2021 bei einem Umsatz von 10,4 Milliarden Euro einen Gewinn nach Steuern von 671 Millionen Euro. Nach SZ-Informationen hat die Gesellschaft etwa 2000 Versicherungsverträge mit Mittelständlern zur Disposition gestellt. Dabei gehe es um Betriebe mit einem Umsatz bis zu 500 Millionen Euro. Größere Konzerne versichert die Konzernschwester Allianz Global Corporate & Specialty.

Imageschaden nützt der Konkurrenz



Rivalen wie Talanx/ HDI, R+V oder Zurich dürften davon in großem Stil profitieren, schreibt die SZ. Das störe die Unternehmensleitung der Allianz Versicherungs-AG unter Frank Sommerfeld offenbar nicht. Sie wolle verhindern, dass im nächsten wirtschaftlichen Abschwung hohe Forderungen auf den Versicherer zukommen.

Dem Image zuträglich dürfte das Vorgehen kaum sein. Den Mittelständlern ist noch die engherzige Unternehmenspolitik während der Pandemie in Erinnerung. Seinerzeit hatte die Allianz Ansprüche von Gastronomen und Hoteliers aus Betriebsschließungspolicen nicht bezahlt, sondern im Regelfall (wie allerdings die meisten Versicherer) im Rahmen der „bayrischen Lösung” nur 15 Prozent der Schadensumme angeboten.

Die aktuelle Preiserhöhungsaktion erinnert ein wenig an den legendären Versuch der Deutschen Bank aus dem Jahr 2000, langjährige Privat- und Geschäftskunden, die als wenig lukrativ galten, in eine neue Billig-Einheit namens „Deutsche Bank 24” abzuschieben. Das Ergebnis war ein medialer Shitstorm – und schon zwei Jahre später die Auflösung der Einheit.


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