12.09.2022 Branche

Der Glaube ist noch da: Frisches Kapital für Ottonova

Mittlerweile stecken rund 170 Millionen Euro Investorenkapital in Ottonova. Aktuell kamen 34 Millionen in einer Series-F-Finanzierungsrunde hinzu. Kundenzahlen und Beitragseinnahmen stiegen zuletzt kontinuierlich an. Aber noch ist der Digitalversicherer nicht aus den roten Zahlen raus.

Womöglich zum letzten Mal ist Geld von Risikokapitalgebern an das Start-up Ottonova geflossen. (Foto: @ Olivier Le Moal - stock.adobe.com)
Womöglich zum letzten Mal ist Geld von Risikokapitalgebern an das Start-up Ottonova geflossen.
(Foto: @ Olivier Le Moal - stock.adobe.com)

Der Digitalversicherer Ottonova aus München hat in einer Series-F-Finanzierungsrunde per Eigenkapitalerhöhung weitere 34 Millionen Euro erhalten. Angeführt wird die Runde der Kapitalgeber vom Private-Equity-Investor Cadence Growth Capital, der hauptsächlich in Technologieunternehmen in der Wachstumsphase investiert. Daneben beteiligen sich ein in München ansässiges Family Office, das Ottonova aber nicht namentlich benennt, und Bestandsinvestoren an dem Unternehmen. Angaben zur Bewertung macht Ottonova nicht.

Schlechtere Konditionen im Angesicht der Marktaussichten akzeptiert

 

Seit der Firmengründung 2017 konnte Ottonova in Summe mehr als 170 Millionen Euro per Finanzierungsrunde einsammeln. Allein vergangenes Jahr hatte das Insurtech 40 Millionen Euro erhalten, unter anderem vom Venture-Capital-Investor Earlybird. Seitdem hat sich das Finanzierungsumfeld für Start-ups unter anderem wegen des Ukrainekriegs und steigender Zinsen deutlich verschlechtert. Das Unternehmen selbst spricht von einem seit mehreren Monaten herausfordernden Kapitalmarktumfeld. Dass diese Entwicklungen eine zentrale Rolle für die Pläne von Ottonova gespielt haben, bestätigte auch Dr. Roman Rittweger, Gründer und CEO der Ottonova Holding AG, gegenüber dem „Handelsblatt“: „Wir haben etwas schlechtere Konditionen akzeptiert, als noch zu Jahresbeginn möglich gewesen wären. Damit haben wir jetzt Sicherheit, falls die Investoren im Herbst noch vorsichtiger werden.“

Wann erreicht Ottonova die Gewinnzone?

 

Das Unternehmen verkauft sich, wie in der Insurtech-Branche üblich, stets als Erfolgsgeschichte. Einst war Ottonova mit dem Anspruch gestartet, die erste rein digitale private Krankenversicherung zu sein. Doch wegen ausbleibender Kunden hagelte es zunächst Kritik und Häme. Mittlerweile hat sich die Lage gebessert. Im Vorjahr konnte Ottonova 14,6 Millionen Euro an Bruttobeitrag einnehmen, eine Steigerung von 61 Prozent im Vergleich zu 2020. Das versicherungstechnische Ergebnis lag nur noch bei -2,08 Millionen Euro. Inzwischen umfasst das Portfolio neben Krankenversicherungsvolltarifen auch Zahnzusatz-Policen und Software-Lösungen für die Versicherungsbranche. Im Oktober 2021 meldete das Unternehmen, in das Geschäft mit Lebensversicherungen einsteigen zu wollen. Längst aufgegeben hat es Ottonova, allein auf den Direktvertrieb zu setzen. Vermehrt kooperiert der Versicherer mit Vermittlern und Vergleichsportalen. Das vorrangige Ziel dürfte aber nun das Erreichen der Gewinnzone sein. Rittweger sagt: „Profitabilität ist das neue Wachstum. Das war unsere letzte Finanzierungsrunde vor dem Break-Even. Operativ stand Ottonova noch nie so gut da wie jetzt.“


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