Haftpflichtkasse: noch größeres Datenleck
Beim Roßdorfer Versicherer Haftpflichtkasse sind durch den im Juli bekannt gewordenen Hackerangriff offenbar doch mehr Daten abgeflossen als zunächst gedacht.
Nach der Cyberattacke auf die Haftpflichtkasse im Juli steht nun fest, dass weitere Daten abgeflossen sind. Zuvor waren der Haftpflichtkasse nur wenige Daten bekannt, die bei dem kriminellen Angriff gestohlen worden waren. Dabei handelt es sich nach Unternehmensangaben teilweise auch um personenbezogene Daten. Die Haftpflichtkasse informiere betroffene Personen im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben. „Wir bedauern sehr, dass durch den kriminellen Angriff auf die Haftpflichtkasse auch weitere Personen Opfer dieser Machenschaften sind. Leider war nicht auszuschließen, dass die Angreifer rücksichtslos weitermachen“, sagt Vorstandsmitglied Torsten Wetzel. Die Haftpflichtkasse habe die zuständige Datenschutzbehörde über den neuen Sachstand in Kenntnis gesetzt.
Rückkehr zur Normalität
Bei der Attacke im Juli hatte es sich um einen sogenannten Ransomware-Angriff gehandelt: Hacker blockieren dabei mithilfe spezieller Software den Zugriff des Unternehmens auf seine eigenen Daten, bis ein Lösegeld bezahlt wird. Die Haftpflichtkasse hatte seinerzeit zunächst ihre Systeme vom Netz genommen, um weitere unrechtmäßige Zugriffe auszuschließen. Bereits zu Beginn der Wiederherstellungsmaßnahmen hatte der Versicherer erklärt, auf Erpresserforderungen nicht einzugehen. Im Rahmen der forensischen Untersuchung konnte der Zugangsweg der Angreifer ermittelt und unterbunden werden. Außerdem wurden die zuständige Datenschutzbehörde sowie die Strafverfolgungsbehörden informiert und Strafanzeige erstattet.
Seit Anfang August arbeitet der Versicherer wieder im Normalbetrieb. Zum Schutz der Kunden hat der Versicherer unter anderem Passwörter des Kundenportals zurückgesetzt und versendet neue Passwörter. Weitere Hinweise für Kunden und Geschäftspartner hat die Haftpflichtkasse auf ihrer Internetseite bereitgestellt.
Die Haftpflichtkasse
Die 1898 gegründeten Vorgängerunternehmen sind die „Haftpflichtversicherung des sächsischen Gastwirteverbandes VVaG” mit Sitz in Leipzig und die „Haftpflichtkasse deutscher Gastwirte VVaG” mit Sitz in Darmstadt. 1930 schlossen sich beide zusammen, 1945 wurde der Sitz nach Darmstadt verlegt. Das Unternehmen konzentrierte sich jahrzehntelang auf die Zielgruppe Gastronomie,1995 kam das Privatkundengeschäft hinzu, zunächst mit der Privathaftpflicht. Später kamen Unfall- und Hausratversicherung hinzu. 1993 wurde die neue Zentrale in Roßdorf bei Darmstadt bezogen. 2017 nannte sich die „Haftpflichtklasse Darmstadt – Haftpflichtversicherung des Deutschen Hotel- und Gaststättengewerbes" schlicht in „Haftpflichtkasse” um. Der Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit hat derzeit rund 1,6 Millionen Privat- und Geschäftskunden.