Kfz-Versicherung: Allianz fährt hinterher
Der Umbau des Allianz-Konzerns bewegt die Branche. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ geht es dabei auch um Defizite bei der Digitalisierung in der Kfz-Sparte.
Vor ein paar Tagen hat Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte einen Umbau des Konzerns verkündet. Im Mittelpunkt steht die Abschaffung der Allianz Deutschland. Von kommendem Jahr an soll die Welt-Holding Allianz SE auch das deutsche Geschäft steuern, die einzelnen Sparten bekommen mehr Verantwortung. Damit soll der Versicherer in den unterschiedlichen Märkten auch auf mögliche digitale Konkurrenz aus der Amazon/Google-Ecke flexibler regieren können.
Allianz verliert Marktanteile
Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) könnte es aber noch ein weiteres Motiv für den Umbau geben: das schleppende Vorankommen in der Digitalisierung. Dadurch habe die Allianz insbesondere in der Kfz-Sparte in den letzten Jahren deutlich an Boden verloren. Für die SZ haben die Experten der Kölner Rating-Agentur Assekurata den Markt analysiert. Bis 2009 war die Allianz demnach Marktführer bei deutschen Autofahrern. Im Jahr 2010 zog der Wettbewwerber HUK-Coburg vorbei – und hat seitdem den Vorsprung ausgebaut. Laut Assekurata kamen die Oberfranken 2019 auf 12,4 Millionen versicherte Fahrzeuge – gegenüber 2010 ein Plus von 43 Prozent. Im gleichen Zeitraum habe die Allianz nur um sechs Prozent auf insgesamt 9,1 Millionen Fahrzeuge zugelegt. Da unterdessen aber etwa 14 Prozent mehr Kfz auf den Straßen unterwegs sind, bedeutet das einen deutlichen Verlust an Marktanteilen für die Münchner.
Kfz-Versicherung: Preis vs. Service
Und der setzt sich fort: Laut SZ-Informationen wuchs der Bestand bei der HUK-Coburg im 2020 um 550.000 Fahrzeuge, bei der Allianz betrug das Plus demnach lediglich 30.000 (zuzüglich einer unbekannten Zahl bei der Allianz Direct). Während die HUK-Coburg bereits im Herbst 2000 ihren Direktversicherer HUK24 gestartet hat, hätten Online-Angebote wie Allianz24 oder AllSecur unter dem Widerstand der Ausschließlichkeitsverrtreter gelitten.
Nun soll die Allianz Direct im Wachstumsmarkt Onlineversicherungen angreifen. Die Experten sind da nicht sehr optimistisch: „Die Allianz wird nicht als digitaler, kostengünstiger Versicherer wahrgenommen“, zitiert die SZ Assekurata-Chef Reiner Will. Hier kann die HUK-Coburg vor allem dank ihrer Online-Tochter HUK24 punkten – auch wegen deutlich effizienterer Kostenstrukturen. Gerade in der Kfz-Sparte sind die Kunden weniger serviceorientiert als preissensibel. Davon profitieren laut Assekurata-Analyse Versicherer mit starkem Online-Auftritt und günstigen Vertriebswegen wie die HUK oder die R+V, während Service-Klassiker wie Talanx oder Zurich verlieren.