Nürnberger übernimmt insolventes Insurtech
Die Nürnberger Versicherung übernimmt als Hauptinvestor das insolvente Start-up Getsurance. Die Partnerschaft soll die eigene digitale Kompetenz stärken. Was sich für Produktwelt und Vertrieb ändert, bleibt unklar.
Die Nürnberger Versicherung übernimmt den digitalen Vermittler Getsurance. Auf den ersten Blick erscheint das eine bemerkenswerte Nachricht zu sein. Auf der einen Seite der bekannte Traditionsversicherer, auf der anderen ein insolventes Berliner Start-up, das wahrlich keine Erfolgsgeschichte zu erzählen hat. 2016 gegründet, wollte Getsurance das komplexe und beratungsintensive Geschäft mit Berufsunfähigkeitsversicherungen (BU) in die Online-Welt überführen. Eine Revolution, aber die digitale BU-Police scheiterte. Eine danach eingeführte Krebsversicherung wurde zur Zielscheibe von Verbraucherschützern. Schließlich fehlte Getsurance die Unterstützung der Investoren, im Oktober 2020 dann die Insolvenz.
Gründer-Ausstieg ermöglicht Neuanfang
Der Einstieg der Nürnberger erfolgt nach eigenen Angaben im Wege eines Insolvenzplans, durch den das Unternehmen entschuldet und neu finanziert wird. Für die beiden Getsurance-Gründer Dr. Johannes Becher und Dr. Viktor Becher war laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung beim Neuanfang kein Platz mehr. Die Geschäftsführung übernimmt künftig Gerlinde Wanke. Sie leitet die Konzernsteuerabteilung der Nürnberger und verantwortet die Digitalisierungseinheit Nürnberger Evo-X. Getsurance wird aber weiterhin unter der eigenen Marke agieren und Produkte anbieten.
Details der Partnerschaft bleiben offen
Laut Nürnberger werden digitale Produkte im Bereich der Einkommensabsicherung zunehmend an Bedeutung gewinnen, da sich das Kaufverhalten der Kunden ändere. Das komme dem klassischen Vertrieb ebenfalls zugute, denn komplexe Produkte wie Altersvorsorge oder Berufsunfähigkeitsversicherung werden weiterhin im persönlichen Gespräch beim Vermittler abgeschlossen. „Getsurance wird das Nürnberger Portfolio nachhaltig und sinnvoll erweitern", sagt Vorstand Harald Rosenberger. Die Frage, wie die Verknüpfung von digitalem und analogem Vertrieb konkret aussehen soll, bleibt unklar. Auch auf VP-Nachfrage ließ ein Sprecher der Nürnberger offen, ob künftig eigene Policen über Getsurance verkauft werden und wie sich Vertrieb und Produktwelt verändern könnten. Stattdessen sagte er: „Wir möchten voneinander lernen, Synergien schaffen.“ Es ginge um einen „Erfahrungsaustausch“. Weitere Einzelhalten wolle man aber in der näheren Zukunft bekannt geben.