02.06.2021 Branche

Steigt Zurich aus Lebens­versicherungen aus?

Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung” erwägt die Zurich den Ausstieg aus ihrem deutschen Lebensversicherungsgeschäft. Einer der Gründe sei der hohe Kapitalbedarf.

Zurich Deutschland-Standort Köln: Der Glanz der Traditionsmarke Deutscher Herold verblasst zusehens. (Foto: Ingo Fischer)
Zurich Deutschland-Standort Köln: Der Glanz der Traditionsmarke Deutscher Herold verblasst zusehens.
(Foto: Ingo Fischer)

Im kommenden Jahr kann der Deutsche Herold auf sein 100-jähriges Bestehen zurückblicken. Doch ob es für den Traditionsversicherer Grund zum Feiern gibt, ist fraglich. Die Schweizer Zurich-Gruppe, die den Lebensversicherer 2006 übernommen hatte, denkt nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung” (SZ) über einen sogenannten Run-off der deutschen Leben-Sparte nach. Im Klartext: Der Versicherungsbestand würde an einen Abwicklungsspezialisten verkauft, Neugeschäft würde keines mehr gezeichnet, die Zurich würde sich auf dem deutschen Markt auf Sachversicherungen konzentrieren.

Die SZ zitiert „Branchenkreise” mit der Begründung, für die Zurich Deutscher Herold müsse die Gruppe sehr viel Kapital vorhalten, der Ertrag und die Zukunftsaussichten seien aber mäßig. Erwartungsgemäß nahm die Zurich zu den Branchengerüchten keine Stellung.

Wechselvolle Geschichte

 

Ursprünglich von Bestattungsunternehmern gegründet, hat der Deutsche Herold eine bewegte Historie hinter sich. 1992 hatte die Deutsche Bank das bis dahin in Familienbesitz befindliche Unternehmen gekauft. Der Bonner Versicherer profitierte zunächst von den neuen Vertriebsmöglichkeiten. 2001 stieg die Deutsche Bank zugunsten der Zurich aus. Die Schweizer verschmolzen den Versicherer 2006 mit ihren Tochtergesellschaften.

Mageres Ergebnis

 

Die Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung hatte laut Geschäftsbericht 2020 rund 2,88 Millionen Verträge mit 47 Milliarden Euro Rückstellungen im Bestand. Der Versicherer erzielte Beitragseinnahmen von 3,2 Milliarden Euro – ein Minus von 10,2 Prozent gegenüber dem allerdings sehr starken Vorjahr. Der Jahresüberschuss sank gegenüber 2019 um knapp 80 Prozent auf 20 Millionen Euro. 

Die Übernahme des Lebensversicherers, der zu den Top-Ten im deutschen Markt zählt, könnte für Abwickler interessant sein, weil sie mit ihren schlanken Prozessen Größenvorteile ausspielen können. Der bisher größte Deal auf dem Gebiet war 2019 der Kauf der Generali Lebensversicherung mit 4,2 Millionen Verträgen durch den Spezialisten Viridium. Zuvor waren u.a. bereits ARAG Leben und Heidelberger fürs Neugeschäft geschlossen worden.


Weitere Artikel

Listing

19.06.2024 Branche

2023er-Bilanz: DEVK macht Boden gut

Nach dem schwachen Vorjahr fielen die Zahlen der DEVK im Geschäftsjahr 2023 nach Unternehmensangaben „zufriedenstellend“ aus. Auf der Haben-Seite des Versicherers stehen deutlich gestiegene Beitragseinnahmen. Dafür machen den Kölnern aber auch deutlich höhere Kosten zu schaffen.

> weiterlesen
Listing

17.06.2024 Branche

Generali: Mentales Wohlbefinden am Arbeitsplatz steigern

Generali Health Solutions, eine Tochter der Generali Group, kooperiert in mehr als 50 Ländern mit Modern Health. Das US-Unternehmen personalisiert psychische Gesundheitsversorgung.

> weiterlesen
Listing

05.06.2024 Branche

Signal Iduna wächst erneut stärker als der Markt

Die Versicherungsgruppe aus Dortmund und Hamburg legt für 2023 eine erstklassige Bilanz vor – trotz Abschreibungen im Zusammenhang mit der Pleite des Immobilienkonzerns Signa. Auch im ersten Quartal 2024 setzt die Signal Iduna ihren Wachstumskurs fort, der mithilfe des Strategieprogramms „Momentum 2030“ langfristig gefestigt werden soll.

> weiterlesen