US-Pensionsfonds: Allianz droht Milliardenklage
Das US-Vermögensverwaltungsgeschäft der Allianz gerät immer stärker unter Druck. Nun ermittelt auch das US-Justizministerium gegen den Versicherer. Hintergrund: Amerikanische Pensionsfonds fordern nach Kursverlusten mehrere Milliarden US-Dollar Entschädigung.
Zuvor hatte bereits die Börsenaufsicht SEC gegen die Allianz ermittelt. Im Mittelpunkt stehen dabei die „Structured Alpha Fonds” des Münchner Unternehmens, die bis zu zehn Prozent höhere Renditen bringen sollten als der S&P-500-Index. Die Aussicht auf Outperformance gefiel auch diversen Pensionsfonds in den USA, die unter anderem die Altersversorgung für Lehrer im Bundesstaat Arkansas und für Mitarbeiter der New Yorker Verkehrsbetriebe sicherstellen müssen.
Doch wie die Märkte erlitten auch die Fonds während der Pandemie zum Teil happige Verluste und performten danach schlechter als der Markt. Zwei der Fonds mit besonders aggressiver Investmentstrategie hat die Allianz im vergangenen Jahr zurückgezogen. Die Kläger werfen der Allianz vor, dass die Fonds in der Krise eigene Richtlinien und ihre Pflicht als Treuhänder der Gelder verletzt hätte. Zudem hätten die Fonds vorsätzlich auf eine Absicherung der Risiken über Derivate verzichtet – entgegen der beworbenen Strategie.
Betroffene Anleger fordern vier Milliarden Dollar Schadenersatz
Schon 2020 wies der Versicherer die Klagen als „rechtlich und faktisch unzutreffend” zurück. Viele andere Investmentvehikel hätten in der Krise zwar auch Anlegergeld verloren, doch kein anderer Verwalter werde so mit Klagen überschüttet wie die Allianz, berichtete am Wochenende die Nachrichtenagentur Reuters. Die Schadensersatzansprüche würden sich mittlerweile auf mehr als vier Milliarden US-Dollar belaufen, hieß es weiter. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2021 erzielte die Allianz einen operativen Profit von 3,3 Milliarden Euro (3,56 Milliarden Dollar).
Der Versicherer reagierte nun auf die Untersuchung des Justizministeriums: Am Sonntag verkündete die Allianz, die Risiken der Klagewelle neu bewertet zu haben. „[…] Der Vorstand der Allianz SE […] ist zu dem Schluss gekommen, dass ein relevantes Risiko besteht, dass die mit den Structured Alpha Fonds verbundenen Angelegenheiten erhebliche Auswirkungen auf künftige Finanzergebnisse der Allianz Gruppe haben könnten”, teilte der Konzern mit. Konkrete Angaben über die Bildung von Rücklagen für etwaige Prozess- oder Vergleichskosten gab der Konzern bislang noch nicht bekannt.