06.04.2022 Branche

Versicherungskammer mit kleiner Beitragsdelle

Nach dem überaus erfolgreichen Jahr 2020 steht beim Konzern Versicherungskammer für 2021 unter dem Strich ein kleines Minus. Das Beitragsvolumen in der Leben- und Reisesparte sank, dagegen konnten Kranken sowie Schaden- und Unfallversicherung zulegen.

Der Konzern Versicherungskammer ist Deutschlands größter öffentlicher Versicherer und branchenweit die Nummer 7. (Foto: Konzern Versicherungskammer)
Der Konzern Versicherungskammer ist Deutschlands größter öffentlicher Versicherer und branchenweit die Nummer 7.
(Foto: Konzern Versicherungskammer)

Der Konzern Versicherungskammer sieht sich „auch nach zwei Pandemiejahren gut aufgestellt“. Das Beitragsvolumen habe sich 2021 insgesamt um rund 200 Millionen Euro über Plan entwickelt und im gesamten Versicherungsgeschäft 9,28 Milliarden Euro erreicht. Die Planung war allerdings auch bescheiden und hätte gegenüber rund 280 Millionen Euro weniger Beiträge bedeutet. Nun betrug das Minus nur etwa 80 Millionen Euro. 2020 war das Beitragsvolumen dagegen um satte 7,5 Prozent oder 650 Millionen Euro gestiegen. 

Das Vertrauen der Versicherungsnehmer spiegelt sich nach Ansicht von Vorstandschef Dr. Frank Walthes aber insbesondere in der Zunahme laufender Beiträge. Diese wuchsen im vergangenen Jahr mit 7,12 Milliarden Euro über alle Geschäftsfelder um 1,6 Prozent. „In den zwei zurückliegenden Jahren der Pandemie stieg das Beitragsvolumen der Versicherungskammer durchschnittlich um 4,3 Prozent, während der Markt um 1,4 Prozent pro Jahr wuchs“, so Walthes.

Leben im Minus, Kranken im Plus



Betrachtet man nur die Entwicklung von 2021, gingen die Beitragseinnahmen in der Leben-Sparte von 3,75 auf 3,50 Milliarden Euro zurück, bei der Tochter Union Reiseversicherung hat sich das Beitragsvolumen auch wegen der Aufgabe des Geschäfts in Irland und Großbritannien gegenüber 2019 sogar gedrittelt. Die beiden Krankenversicherer im Konzern, die Bayerische Beamtenkrankenkasse und die Union Krankenversicherung, verzeichneten dagegen einen Beitragsanstieg von 5,0 Prozent auf 2,85 Milliarden Euro. Trotz der Mehrausgaben durch die Pandemie konnten die beiden Krankenversicherer ihr Ergebnis steigern. Die versicherungstechnische Ergebnisquote stieg auf 15 Prozent, die Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen konnten ausgebaut werden.


Komposit: Schadenrekord verhagelt Ergebnis



In der Schaden- und Unfallversicherung stiegen die Beitragseinnahmen von 2,67 auf 2,74 Milliarden Euro. Mit rund 2,15 Milliarden Euro verzeichnete die Versicherungskammer 2021 hier den höchsten Schadenaufwand in ihrer Unternehmensgeschichte. Insbesondere das Unwetter ‚Bernd‘, aber auch zahlreiche weitere Extremwetterereignisse hätten die Mitarbeiter in den fünf Schadenzentren zeitweise besonders herausgefordert. Innerhalb weniger Wochen gingen dort nach Unternehmensangaben 50.000 Schadenmeldungen ein. In der Folge stieg die Schaden-Kosten-Quote von 92,3 auf 100,8 Prozent an, liege damit aber unter den vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft jüngst prognostizierten 104 Prozent für den gesamten deutschen Kompositmarkt.

Pool für Extremwetterereignisse

 

Risiken für Extremwetterereignisse werden nach Einschätzung der Versicherungskammer durch den Klimawandel in Zukunft noch drastisch zunehmen. „Eine Pflichtversicherung allein wäre zu kurz gesprungen. Deshalb haben wir als Branche ein neues Gesamtkonzept zur Klimafolgenanpassung konzipiert, das aus Aufklärung, verbindlichen Maßnahmen zur privaten und staatlichen Prävention und Versicherung besteht“, so Walthes. Der existentielle Schutz von Hab und Gut sei nur durch eine marktwirtschaftliche, risikobasierte Lösung möglich, wie sie der GDV fordere. Den zum Jahresbeginn 2022 eingerichteten gruppeninternen Naturkatastrophen- Schadenpool der öffentlichen Versicherer habe die Versicherungskammer maßgeblich mitgestaltet.

Geschäftsfelder: solide Mischung

 

„Wir sind robust aufgestellt und agieren sicher und kompetent im Marktumfeld. Zugleich zeigen wir eine hohe Resilienz in allen Bereichen“, resümiert der Vorstandschef und machte aus der Not eine Tugend: Wachstum sei nicht als alleiniges Maß des Erfolgs definiert. Durch die ausgewogene Aufteilung des Beitragsvolumens auf die Geschäftsfelder Leben (38,2 Prozent), Gesundheit/Pflege (31,1 Prozent) und Schaden/Unfall (30,7 Prozent) sei die Versicherungskammer sehr gut gegen Schwankungen gewappnet. Der 70-prozentige Anteil der Personenversicherer stelle eine nachhaltige Basis für Investitionen dar und sichere die sehr gute Positionierung im Erstversicherungsmarkt.  


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