22.04.2022 Branche

VGH: „Solider Geschäfts­verlauf, Ergebnis über Plan“

Die VGH Versicherungen haben sich im vergangenen Geschäftsjahr gut geschlagen und ihr Ergebnis (Bruttoüberschuss) iu allen Sparten steigern können. Die Provinzial Leben verbuchte allerdings einen deutlichen Rückgang der Beitragseinnahmen.

In der VGH-Direktion Hannover ist das Geschäft von Landschaftlicher Brandkasse, Provinzial Leben und Provinzial Kranken gebündelt. (Foto: VGH Versicherungen)
In der VGH-Direktion Hannover ist das Geschäft von Landschaftlicher Brandkasse, Provinzial Leben und Provinzial Kranken gebündelt.
(Foto: VGH Versicherungen)

Die VGH Versicherungen haben sich nach eigener Aussage 2021 stabil entwickelt. Veränderte wirtschaftliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen hätten jedoch die Beitragsdynamik belastet, so Vorstandschef Dr. Ulrich Knemeyer. Dies machte sich vor allem im Einmalbeitragsgeschäft der Lebensversicherung bemerkbar, sodass der Gesamtumsatz der Versicherungsgruppe niedriger ausfällt als im Vorjahr.

Die Öffentlichen Versicherungen Oldenburg, die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt und die Alte Oldenburger Krankenversicherung AG gehören ebenfalls zu den konsolidierten Verbundunternehmen der VGH. Insgesamt kommt der Konzern im Jahr 2021 auf Bruttobeitragseinnahmen von rund drei Milliarden Euro – im Detail berichtet wurde aber über die drei Unternehmen, die unter dem Namen VGH Versicherungen in den Bundesländern Niedersachsen und Bremen vertreten sind: die Landschaftliche Brandkasse Hannover, die Provinzial Lebensversicherung Hannover und die Provinzial Krankenversicherung Hannover AG.

Komposit: Kleines Beitragsplus, deutlich mehr Gewinn



Bei der Landschaftlichen Brandkasse Hannover als regionalem Schaden- und Unfallversicherer erreichte das Beitragsvolumen inklusive aktiver Rückversicherung 2021 rund 1,28 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,27 Milliarden). Wachstumsträger waren nach Unternehmensangaben im Wesentlichen die Sachsparten (plus 2,1 Prozent; insbesondere Wohngebäude: plus 3,1 Prozent), Rechtsschutz (plus 4,9 Prozent), Haftpflicht (plus 1,5 Prozent) und allgemeine Unfallversicherung (plus 1,2 Prozent). Auch weil die VGH auf eine Beitragserhöhung verzichtet habe, sanken die Einnahmen in der Kfz-Versicherung um 1,2 Prozent.

Aufgrund ihres regional begrenzten Geschäftsgebiets blieb die VGH von außerordentlichen Naturgefahren wie dem Unwetter „Bernd“ weitgehend verschont. „Allerdings lagen Leitungswasserschäden durch die Frostperiode im Februar 2021 und vor allem zahlreiche große Brandschäden in der gewerblichen und industriellen Feuerversicherung außerhalb des erwarteten Korridors“, sagt die zuständige Vorständin Annika Rust. Insgesamt musste die Brandkasse 810 Millionen Euro für Schäden aufbringen, 7,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Kapitalanlagen der Brandkasse wuchsen von 4,02 auf 4,19 Milliarden Euro. Der Ertrag daraus lag mit 81 Millionen Euro gut 60 Prozent über dem Vorjahreswert. Nach einer Stärkung der Schwankungsrückstellungen um gut 22 Millionen Euro verbleibt ein Brutto-Überschuss von 92 Millionen Euro (Vorjahr: 62 Millionen). Knemeyer: „Das gute Ergebnis führt zu einem relativ hohen Steueraufwand von 54 Millionen Euro, der den öffentlichen Haushalten in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten helfen wird, und ermöglicht uns eine Eigenkapitalstärkung um 20 Millionen Euro.“

Provinzial Leben: Einmalbeiträge brechen ein

Bei der Provinzial Lebensversicherung Hannover erreichte das Neugeschäft gegen laufende Beitragszahlung den Angaben zufolge zwar annähernd Vorjahresniveau. Es war allerdings ein erheblicher Einbruch bei den Einmalbeiträgen zu verkraften. Sie sanken 2021 um 36,4 Prozent auf 103 Millionen Euro. Der Prämienrückgang aus laufenden Beiträgen fällt mit 2,3 Prozent auf 436 Millionen Euro deutlich moderater aus. Das gesamte Beitragsvolumen der Provinzial Leben liegt mit 546 Millionen Euro erheblich unter dem Vorjahreswert (minus 11,4 Prozent).

Der Brutto-Überschuss der Provinzial Leben lag mit 117 Millionen Euro über dem Vorjahresergebnis (2020: 101 Mio.). Die Zuführung zur Rückstellung für Beitragsrückerstattung betrug 100 Millionen Euro (Vorjahr 87 Millionen). Nach Ertragsteuern (7,0 Millionen Euro) kann das Eigenkapital mit 10,0 Millionen Euro gestärkt werden.

Provinzial Krankenversicherung auf Erfolgskurs



Die Provinzial Kranken konnte das Geschäftsjahr 2021 erfolgreich abschließen. „Eine ausgezeichnete Ertragslage, die sich in einem starken Beitragswachstum widerspiegelt, sowie ein erfreuliches Wachstum bei den Vollversicherungskunden sprechen für ein starkes Jahresergebnis“, erläutert Knemeyer. 

Die Gesellschaft erwirtschaftet Beitragseinnahmen in Höhe von 94 Millionen Euro und wächst damit um 10,2 Prozent. Zum Bilanzstichtag waren 170.463 Personen bei der Provinzial Krankenversicherung privat versichert, davon 14.753 in der Vollversicherung. Während in der Zusatzversicherung ein leichter Bestandsabrieb im Vergleich zum Vorjahr festzustellen ist, wächst das Unternehmen in der Vollversicherung entgegen dem Markttrend. Der Brutto-Überschuss der Provinzial Kranken lag 2021 mit gut 18 Millionen Euro deutlich über Vorjahresniveau (14 Millionen). Ein Großteil des Überschusses (91,8 Prozent) komme den Versicherten in Form von Beitragsrückerstattungen und Beitragslimitierungen zugute.

Ausblick: Viele Herausforderungen



„Neugeschäft, Bestand und Beitragsvolumen haben unter den derzeitigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen teilweise noch Entwicklungspotenzial“, sagt Vorstandschef Knemeyer. Zu weiteren Herausforderungen zählt der VGH-Vorstand die Digitalisierung der Geschäftsprozesse, die demografische Entwicklung, den Klimawandel und den Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft zu mehr Nachhaltigkeit. Die VGH betreut derzeit etwa 1,8 Millionen Kunden mit rund fünf Millionen Verträgen.


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