Zurich Deutschland: Optimismus trotz leichtem Minus
Die deutsche Tochter des Schweizer Versicherers verzeichnete 2020 einen geringfügigen Rückgang bei Beitragseinnahmen und Gewinn. Die Zurich sieht einer Klage der Bundesregierung gelassen entgegen und will seine Nachhaltigkeitsoffensive fortsetzen.
Vor allem wegen Einbußen im Lebensversicherungsgeschäft hat Zurich Deutschland im vergangenen Jahr etwas geringere Beitragseinnahmen erzielt als 2019. Insgesamt kam der Kölner Versicherer 2020 auf Beiträge in Höhe von rund 5,9 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es 6,1 Milliarden Euro. Der operative Gewinn lag nach Unternehmensangaben mit 349 Millionen Euro ebenfalls geringfügig unter dem Vorjahresniveau (356 Millionen Euro).
Die einzelnen Sparten entwickelten sich dabei recht unterschiedlich. In der Lebensversicherungssparte gab es vor allem beim Neugeschäft gegen Einmalbeitrag einen deutlichen Einbruch um 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt schrumpfte das Neugeschäft mit Lebensversicherungen bei Zurich Deutschland um 7,5 Prozent auf 236 Millionen Euro. Die Bruttobeiträge sanken um 360 Millionen auf 3,285 Milliarden Euro.
Erfolg durch Kooperationen
Deutlich zugelegt hat der Versicherer dagegen bei den Schaden- und Unfallversicherungen. Hier stieg die Beitragssumme um 7,7 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Da durch die Arbeit im Homeoffice bei vielen Autofahrern die Jahreskilometerleistung gesunken sei, habe man ihnen Beiträge im Umfang von rund 54 Millionen Euro zurückerstattet, so der Versicherer. Die Zahl der Schadensfälle sei infolge der Pandemie-bedingten Bewegungseinschränkungen gesunken.
Positiv hat sich die Kooperation mit MediaMarkt/Saturn ausgewirkt. Zurich verkauft Kunden der Elektronik-Märkte unter anderem Garantieverlängerungen und Transportversicherungen. Weiterere Vertriebspartner sind die Deutsche Bank und ab 2023 auch deren Tochter Postbank. „Damit haben wir dann Zugang zu 19 Millionen Privatkunden“, sagte Zurich-Deutschland-Chef Carsten Schildknecht. Nachdem der Versicherer in den vergangenen fünf Jahren rund 20 Prozent der Stellen abgebaut hatte, lag die Mitarbeiterzahl zuletzt mit knapp 4.500 sogar etwas über dem Vorjahreswert. Mitte März 2020 sei man in den „working@home“-Modus gewechselt. Innerhalb von nur einer Woche hätten laut Schildknecht 95 Prozent der Mitarbeitenden produktiv von zu Hause aus gearbeitet.
Nachhaltigkeit im Fokus
Zurich hat sich laut Schildknecht das Ziel gesetzt, eines der nachhaltigsten Unternehmen der Welt zu werden. So wird zum Beispiel bei fondsgebundenen Lebensversicherungen zunehmend auf Nachhaltigkeitskriterien geachtet. Nachhaltigkeit sei für den Konzern auch ein Geschäftsmodell. Derzeit würden Finanzprodukte entwickelt, mit denen Privatkunden ihren CO2-Fußabdruck, der etwa durch Flugreisen entsteht, ausgleichen könnten. Sie sollen noch in diesem Jahr auf den Markt kommen.
Klage wegen Reisepleite
Die Pleite des Reiseanbieters Thomas Cook hat für die Zurich ein gerichtliches Nachspiel: Die Bundesregierung klagt vor dem Landgericht Frankfurt/Main, weil der Versicherer Zahlungsverpflichtungen aus der Thomas-Cook-Pleite nicht nachkomme. Der Reiseveranstalter hatte Ende September 2019 Insolvenz beantragt – und die Zurich war als Versicherer betroffen. Zurich-Chef Schildknecht sieht allerdings „keinen haltbaren Grund, warum Zurich vom Bund in Haftung genommen werden“ könne und verwies auf Fehler bei der Gesetzgebung des Bundes. Denn Deutschland hatte anders als andere EU-Staaten die Versicherungssumme für die Insolvenz von Reiseveranstaltern auf 110 Millionen Euro gedeckelt – womöglich ein Fehler bei der Umsetzung einer EU-Richtlinie von 2015 in deutsches Recht.