AfW-Studie: Digitalisierung in der Vermittlerbranche verläuft schleppend
Der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW hat im Rahmen seines jährlichen Vermittlerbarometers ermittelt, in welchem Umfang Vermittlerinnen und Vermittler Apps, Beratungsprogramme und RoboAdvisor nutzen.
Nach einem starken Anstieg der Nutzung digitaler Tools in den letzten Jahren gab es zuletzt einen leichten Abwärtstrend. 60 Prozent der Befragten gaben an, digitale Tools im Beratungsprozess zu nutzen – im Vorjahr lag der Anteil noch bei 65 Prozent. Etwa zwölf Prozent wollen künftig solche Tools nutzen. Doch auch dann scheint noch nicht jeder auf den Zug der digitalen Beratung aufspringen zu wollen. Immerhin knapp 19 Prozent der Befragten gaben an, auf jegliche digitale Beratungstools auch in der Zukunft verzichten zu wollen. Damit nahm der Anteil der „Digital-Abstinenzler“ zum ersten Mal seit 2019 wieder zu. In den letzten Jahren lag dieser konstant bei nur etwa 15 Prozent.
Apps immer populärer
Deutlich gestiegen ist dagegen der Anteil an Vermittlern, die ihren Kunden eine App zur Übersicht ihrer Verträge zur Verfügung stellen: Er liegt jetzt bei 44 Prozent (Vorjahr: 39 Prozent). „Die anfängliche Skepsis, ob Kundinnen und Kunden denn tatsächlich eine App installieren, um ihre Versicherungsverträge einzusehen, konnte scheinbar überwunden werden“, erklärt dazu der AfW. Welchen Einfluss InsurTechs und ungewollte Bestandsübertragungen der Kundinnen und Kunden auf diesen Entscheidungsprozess hatten, bleibe nur zur vermuten.
Immerhin: Mehr als 20 Prozent der Kundinnen und Kunden scheinen diese Apps auch wirklich zu nutzen. Diese Angabe schwankte in den letzten Jahren des Vermittlerbarometers jedoch stark. Noch 2021 gaben die Vermittlerinnen und Vermittler an, dass sogar 31 Prozent ihrer Kundinnen und Kunden eine App nutzen würden. Fakt ist: Die Apps sind nicht nur schönes Beiwerk, sondern werden aktiv eingefordert.
Co-Existenz mit InsurTechs, FinTechs und RoboAdvisor
Nach anfänglichen Befürchtungen einer Disruption durch digitale Anbieter scheint sich in den letzten Jahren etwas Ruhe auf die Branche gelegt zu haben. Sahen 2021 noch knapp 14 Prozent der befragten Vermittlerinnen und Vermittler eine direkte Konkurrenz in oben genannten Marktteilnehmern, sind es 2023 nur noch gute sechs Prozent.
Doch auch die Anzahl derer, die meinen, dass digitale Lösungen keine große Rolle in der privaten Altersvorsorge spielen werden, ist zurückgegangen. Nur noch 18 Prozent der Befragten gaben dies an, 2021 waren es immerhin noch 31 Prozent.
Der AfW schätzt, dass die Digitalisierung in der Branche weiter voranschreiten wird. Eine Beratung durch gut ausgebildete Vermittlerinnen und Vermittler ist jedoch auf kurze Sicht nicht zu ersetzen. Die Tools sind eine großartige Unterstützung, um die tägliche Arbeit zu vereinfachen und so noch mehr Zeit in eine ausführliche und zielgerichtete Beratung investieren zu können.
Über die Studie
Das jährliche AfW-Vermittlerbarometer wurde bereits zum 16. Mal mittels einer Online-Umfrage im November 2023 durchgeführt. Insgesamt 1108 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworteten rund 50 Fragen zu ihrer Tätigkeit, ihrem Einkommen, der Regulierung und anderen aktuellen Fragen. Neun von zehn Befragten (89,1 Prozent) haben eine Erlaubnis für die Versicherungsvermittlung (§34d GewO), davon beraten rund 90 Prozent im Maklerstatus. 63 Prozent der Befragten verfügen über die Erlaubnis als Finanzanlagenvermittler/-in nach §34f GewO. Das durch das AfW-Vermittlerbarometer eruierte Stimmungsbild der Vermittlerschaft weist weit über den Verband hinaus, denn 58 Prozent der Befragten sind (noch) keine Mitglieder des AfW.