11.07.2024 Sparten/Produkte

Eigenanteile steigen: Pflegebedürftige müssen noch mehr selbst bezahlen

Die staatliche Pflegekasse ist kein Vollkaskoschutz – im Gegenteil. Für Bewohner und Bewohnerinnen von Pflegeheimen sind die Kosten, die sie jeden Monat selbst tragen müssen, auch in diesem Jahr wieder deutlich gestiegen. Je nach Aufenthaltsdauer in der Einrichtung sind aktuell im deutschlandweiten Schnitt bis zu 2871 Euro fällig und damit gut 200 Euro mehr als vor einem Jahr, ergab eine Auswertung des Verbandes der Ersatzkassen (vdek).

Ein Glück, wenn die Betreuung im Pflegeheim freundlich und kompetent ist. Wer im Alter auf einen Heimplatz angewiesen ist, muss jedoch mit extrem hohen Kosten rechnen, für die die Rente wahrscheinlich nicht reicht. (Foto: © Kzenon - stock.adobe.com)
Ein Glück, wenn die Betreuung im Pflegeheim freundlich und kompetent ist. Wer im Alter auf einen Heimplatz angewiesen ist, muss jedoch mit extrem hohen Kosten rechnen, für die die Rente wahrscheinlich nicht reicht.
(Foto: © Kzenon - stock.adobe.com)

Der Pflegefall wird für die Betroffenen und ihre Familien immer mehr zum fianziellen Risiko. Eine zusätzlich Absicherung durch private Pflegeversicherungen gewinnt damit zunehmend an Bedeutung. Das zeigen aktuelle Zahlen des Verbandes der Ersatzkassen (vdek). Laut der Auswertung ist der Anteil, den Pflegebedürftige in Pflegeheimen aus eigener Tasche bezahlen müssen, erneut angestiegen.

Bis zu zehn Prozent mehr aus der eigenen Tasche

 

So zahlen die Betroffenen im Bundesdurchschnitt monatlich einen Eigenanteil von 2871 Euro im ersten Aufenthaltsjahr. Das sind 211 Euro oder fast acht Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im zweiten Aufenthaltsjahr beträgt die monatliche Eigenbeteiligung jetzt 2620 Euro, was einem Plus von 233 Euro entspricht. Im dritten Aufenthaltsjahr müssen 2284 Euro zugezahlt werden (plus 169 Euro). Ab dem vierten Jahr beträgt die Eigenbeteiligung jetzt 1865 Euro bundesdurchschnittlich im Monat. Das entspricht einem Anstieg von 91 Euro. Die Erhöhungen machen zwischen rund fünf und rund zehn Prozent aus. Am stärksten ist der Anstieg im zweiten Aufenthaltsjahr.

Wofür Heimbewohner zahlen: die Kostenblöcke der Eigenanteile

 

Wie der Verband erläutert, setzt sich die Eigenbeteiligung aus drei Komponenten zusammen: den Kosten für Unterkunft und Verpflegung mit aktuell durchschnittlich 955 Euro monatlich, den Investitionskosten mit 490 Euro und dem sogenannten einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE). Dieser beinhaltet vor allem Kosten für das Pflegepersonal (1678 Euro/Monat). Dass die Eigenbeteiligung mit zunehmender Aufenthaltsdauer geringer wird, ist durch die Zuschüsse der Pflegekasse zum EEE begründet. Aktuell betragen die Zuschüsse im ersten Aufenthaltsjahr 15 Prozent des zu zahlenden EEE, im zweiten Aufenthaltsjahr 30 Prozent, im dritten Aufenthaltsjahr 50 Prozent und ab dem vierten Aufenthaltsjahr 75 Prozent. Die Zuschüsse waren zum Jahresanfang um jeweils fünf Prozent erhöht worden, für das erste Aufenthaltsjahr sogar um zehn Prozent.

Verband mahnt Übernahme der Investitionskosten bei Ländern an

 

„Die finanzielle Eigenbeteiligung für Pflegebedürftige in Pflegeheimen steigt weiter an“, moniert Ulrike Elsner, vdek-Vorstandsvorsitzende. „Dass diese so hoch ist, liegt auch daran, dass die Länder ihre Verantwortung ignorieren. Allein die Übernahme der Investitionskosten, wie gesetzlich vorgesehen, würde Heimbewohnerinnen und –bewohner um durchschnittlich 490 Euro im Monat entlasten.” Auch sei es Aufgabe des Staates, die Ausbildungskosten zu übernehmen. Dass diese Kosten anteilig von Pflegeheimbewohnenden querfinanziert werden, sei keine faire Lastenverteilung, so Elsner.

Ausbildung sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und sollte aus Steuermitteln bezahlt werden. Zumal nicht einmal sicher sei, dass die Auszubildenden anschließend auch im Pflegeheim arbeiteten. „Die Ampelfraktionen haben im Koalitionsvertrag vereinbart, diese Ungerechtigkeit zu beseitigen. Wir erwarten, dass dieses Versprechen im Rahmen der von Minister Lauterbach angekündigten umfassenden Pflegereform eingelöst wird.” Das brächte beispielsweise für die Pflegebedürftigen in Heimen im ersten Aufenthaltsjahr eine finanzielle Erleichterung von weiteren 112 Euro im Durchschnitt im Monat.

Das Pflegerisiko absichern – die besten Zusatzversicherungen

 

„Die Notwendigkeit einer privaten Pflegeabsicherung ist größer denn je“, sagt Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei der Ratingagentur Morgen & Morgen. Um die Lücke zwischen den Leistungen der staatlichen Pflegeversicherung und den tatsächlichen Kosten zu schließen, gibt es Pflegezusatzversicherungen. Eine Variante ist die Pflegetagegeldversicherung. Einen Vergleich der besten Tarife finden Sie hier.


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