Gewerbeversicherung: Diese Herausforderungen bringt das Jahr 2022
Klein- und mittelständische Unternehmer sind divers wie nie zuvor. Versicherungsunternehmen müssen umdenken. Das Vergleichsportal Finanzchef24 sieht smarte Daten, mehr Schnittstellen zu den Versicherern sowie eine gezieltere Ansprache als Schlüssel zum Kunden der Zukunft.
So vielschichtig Kleinunternehmen und Mittelstand sind, so divers sind die Problemlagen, die sich daraus für Gewerbeversicherungen ergeben. Die Veränderung der Arbeitswelt, die bereits vor Corona in vollem Gange war, hat sich durch die Pandemie und den Digitalisierungssprung weiter verschärft. Zunehmende Hybridisierung und der Trend zum Gewerbe als digital vorangetriebenes Einzelunternehmen eröffnen für Versicherungsunternehmen neue Chancen, bergen aber auch Risiken. Zudem erschließt sich für Versicherungsunternehmen eine Kundengruppe als Markt, der bislang zumeist lokal verortet war. So sieht zumindest das Münchener Insurtech Finanzchef24 den Markt.
Fast fast alle großen Versicherer haben laut des Verfgleichportals das Segment kleiner und mittlerer Unternehmen auf ihrer strategischen Agenda. Sie planten eine Offensive mit einem Prämienvolumen in Milliardenhöhe. „Die Aufgabe für die Branche wird sein, Kleinunternehmer und Mittelständler in ihrer Vielschichtigkeit abzuholen. Kunden können von individuelleren Lösungen und Prozessen profitieren, Anbieter von einem wachsenden Markt“, fasst Finanzchef24-Co-CEO Tobias Wenhart die Situation zusammen. In einem eigenen Beitrag skizziert das Unternehmen die wichtigsten Herausforderungen für Gewerbeversicherungen im nächsten Jahr.
Erste Herausforderung: Die richtigen Fragen stellen
Wer Antworten will, die ihn im Umgang mit dem Kunden tatsächlich weiterbringen, muss die richtigen Fragen stellen. „Unternehmer wollen bei Versicherungsprodukten heute nicht nur den Preis vergleichen, sondern das Produkt“, sagt Wenhart. „Das ist gerade bei kleineren Firmen wichtig, die individuell zugeschnittene Versicherungen brauchen, weil sie in ihrem Gewerk verschiedene Tätigkeiten abbilden.“ Hier kann ein Fragenkatalog helfen, um Kunden durch den Prozess zu begleiten. Das schafft mehr Einheitlichkeit und macht den Prozess überschaubar.
Zweite Herausforderung: Den Kunden von morgen finden
Auch in der Versicherungsbranche gilt: Nicht nur der Kunde muss seinen Versicherer – etwa über Vergleichsportale – finden, sondern die Branche muss sich auch selbst auf die Suche nach dem Kunden von morgen machen. Eine gezieltere Ansprache kann ein Schlüssel sein, der insbesondere überall dort Türen öffnet, wo sich Unternehmer und Mittelständler treffen. Sei es auf den Webseiten der Industrie- und Handelskammern, bei Zulieferern und Großhändlern oder auf Plattformen zur Vermittlung von Aufträgen. Diese Knotenpunkte, wo potenzielle Gewerbekunden anzutreffen sind, können gut mit Angeboten zu Versicherungen ergänzt werden. „Entsprechende Kooperationen lassen so aus dem Pull- ein Push-Geschäft werden, das darüber hinaus mit speziellen Produkten individuelle Zielgruppen anspricht“, sagt Wenhart.
Dritte Herausforderung: Bessere Schnittstellen
Bei Bestandsprozessen in der Versicherungsabwicklung lassen sich viel Geld und Zeit einsparen, wenn bislang händisch durchgeführte Abläufe weiter optimiert und digitalisiert werden. Ein entscheidender Hebel sind funktionierende Schnittstellen zwischen Versicherern, Kunden und Maklern. Sie sorgen im Vergleichsfall dafür, dass der Kunde einen realistischen Preis angezeigt bekommt. Dabei bauen Insurtechs mit Partnern entweder eigene Schnittstellen oder orientieren sich an den BiPRO-Normen (Organisation, die für die Finanzdienstleistungsbranche Standards der Informationstechnik erarbeitet, um unternehmensübergreifende Prozesse zu vereinheitlichen).
Vierte Herausforderung: Digitalisierung
Die Digitalisierung mag zahlreiche der Trends und Herausforderungen angeschoben haben, mit denen die Branche aktuell konfrontiert ist. Wirklich angekommen in der digitalen Welt sind die meisten Versicherer allerdings noch nicht. Sowohl im Bereich der Wertschöpfungskette als auch in Sachen Online-Produkte oder Customer Journey tun sich die meisten Versicherer immer noch schwer, wirklich digitale Formate anzubieten. Das liegt vor allem daran, dass traditionell analoge Produkte ohne große Anpassungen digital zur Verfügung gestellt werden. Flexibilität und Schnelligkeit bleiben oft auf der Strecke.
Fünfte Herausforderung: Individuellere Beratung
Der Trend zur Hybridisierung des Arbeitsplatzes muss in Zukunft spiegelbildlich in der Beratung hybride Prozesse zur Folge haben. Denn Hand in Hand mit den Disruptionen am Arbeitsplatz werden Kundenbedürfnisse individueller. Finanzchef24 empfiehlt, analoge und digitale Beratungsformen zu kombinieren. Die Online-Bedarfserfassung wird im Idealfall durch eine Offline-Unterstützung via Telefonat oder Videocall unterstützt. Wenhart: „Die Möglichkeit eines direkten Kontakts zu einem spezialisierten Berater ist in vielen Betriebsarten und Berufsgruppen sehr wichtig.“