Studie zu Tierversicherungen: Noch viel Luft nach oben
Der Markt für Tierkrankenversicherungen in Deutschland hat noch reichlich Wachstumspotenzial. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsunternehmens Nordlight Research. Ein aktueller Anlass könnte das Geschäft beleben.
Hunde- und Katzenhalter hatten zuletzt wenig Grund zur Freude: Seit November müssen sie infolge einer drastischen Gebührenerhöhung deutlich mehr Geld für den Tierarztbesuch zahlen. Laut neuer Gebührenordnung werden für eine allgemeine Untersuchung für Hund und Katze jetzt 23,62 Euro fällig. Bisher zahlten Eigentümer von Hunden für diese Standardleistung 13,47 Euro, bei Katzen waren es sogar nur 8,98 Euro. Dazu addieren sich dann noch die ohnehin stark gestiegenen Lebenshaltungskosten der vergangenen Monate. Eigentlich ein ideales Argument für den Abschluss einer Tierkrankenversicherung. Schließlich schützt diese vor finanziellen Belastungen, wenn Bello, Miezi und Co. unters Messer müssen. An Angeboten mangelt es nicht, denn die Zahl der Anbieter und Tarife ist gerade im Zuge der Corona-Pandemie deutlich gestiegen.
Tierhalterhaftpflicht deutlich stärker verbreitet als andere Absicherungen
Tatsächlich aber verfügen derzeit gerade mal 30 Prozent der Menschen mit Hund und 23 Prozent mit Katze über eine Tierkrankenversicherung. Eine reine OP-Versicherung – die abgespecktere Policenvariante – besitzen 27 Prozent der Hunde- und 18 Prozent der Katzeneigentümer. Die Zahlen gehen aus der aktuellen Studie „Tierversicherungen 2022 – Status Quo, Potenziale und Perspektiven“ des Marktforschungsunternehmens Nordlight Research hervor. Über 1200 Eigentümer von Hunden, Katzen oder Pferden ab 18 Jahren wurden dabei zu ihrem Versicherungsverhalten in Sachen Tiere und zu ihren Produkterwartungen und Wünschen befragt.
Deutlich höher sind die Quoten im Segment Tierhalterhaftpflichtversicherung. 85 Prozent der Pferdebesitzer und 74 Prozent der Hundebesitzer besitzen eine solche Police. Die Zahlen sind jedoch wenig überraschend, da die Hundehalterhaftpflicht in vielen Bundesländern obligatorisch und das Haftungsrisiko bei Eigentümern von Pferden enorm hoch ist. Im Vergleich moderater erscheinen die möglichen Zuwachszahlen bei den bereits weiter verbreiteten Tierhalter-Haftpflichtversicherungen: 15 Prozent der Hundebesitzer und elf Prozent der Pferdebesitzer interessieren sich dafür.
Marktpotenziale bisher nicht ausgeschöpft
Zwar steigen laut Studie die Abschlusszahlen, dennoch sind die Marktpotenziale bisher bei weitem nicht ausgeschöpft. Aktuell plant nämlich jeweils rund jeder zweite Halter von Hunden, Katzen oder Pferden den Neuabschluss einer Tierversicherung, so die Studienautoren. Speziell bei Tier-OP-Versicherungen und Tierkrankenversicherungen könnte das bisherige Marktvolumen um bis zu 50 Prozent steigen. Bisher gänzlich uninteressiert an Tierversicherungen zeigen sich aktuell lediglich 19 Prozent der Eigentümer von Hunden, Katzen oder Pferden. „Für die Produktgeber lohnt daher die genaue Kenntnis der relevanten Zielgruppen und eine differenzierte Kundenansprache. Übergreifend gilt es, Tierversicherungen in der öffentlichen Wahrnehmung aus der Marktnische heraus zu führen“, sagt Kaja Böneker, Studienleiterin bei der Nordlight Research GmbH.
Tiereigentümer mögen die Allianz am liebsten
Klarer Marktführer bei Tierversicherungen ist aktuell die Allianz. Mehr als jede vierte Tierversicherung wurde bisher dort abgeschlossen. Andere Versicherungsgesellschaften und Spezialanbieter kommen jeweils auf Marktanteile von unter zehn oder unter fünf Prozent, so Nordlight Research. Speziell unter Pferdebesitzern beliebt ist die Uelzener Versicherung; hier liegt der Abschlussanteil bei 15 Prozent. Anbietermarken sind einer Vielzahl von Tierbesitzern allerdings bisher noch gar nicht bekannt, so eine weitere Erkenntnis der Studie.