Kfz-Versicherung: Wie Mobilität fair versichert wird
In einer großen Studie haben FOCUS-MONEY und ServiceValue erneut die Kfz-Versicherer unter die Lupe genommen. Die Kundenurteile fallen insgesamt sehr positiv aus.
Größte Sparte in der Schaden- und Unfallversicherung.
Das Einparken hatte noch problemlos geklappt. Beim Verlassen der Parklücke dann das Missgeschick: Die Stoßstange touchiert das benachbarte Auto. In der Werkstatt entpuppt sich die vermeintlich Bagatelle als finanzieller Schaden im vierstelligen Bereich. Grund ist die immer fragilere und kompliziertere Elektronik an Bord, die im Schadenfall hohe Kosten verursachen kann. Sensoren, Kameras, Einparkhilfe: Das Autofahren wird mit Assistenszsystemen zwar immer sicherer, die Haltung aber teurer – erst recht ohne guten Versicherungsschutz. Dabei gilt: Die Haftpflichtversicherung ist ein Muss. Vollkasko und Teilkasko sind freiwillige Zusatzversicherungen. Mit Beitragseinnahmen von knapp 27 Milliarden Euro im Jahr ist die Kraftfahrtversicherung die größte Sparte in der Schaden- und Unfallversicherung. Die Anzahl der Versicherungsunternehmen liegt bei 91, die der Verträge betrug zuletzt 116 Millionen.
Branche bestätigt hohes Fairnesslevel.
Bei der großen Auswahl den richtigen Partner zu finden, ist nicht einfach. Welcher Versicherer arbeitet am fairsten? Darüber gibt die Fairnessstudie von FOCUS-MONEY Auskunft. Basis ist eine große Kundenbefragung, die vom Kölner Analysehaus ServiceValue durchgeführt wird. Die Experten haben Kunden von klassischen Serviceversicherern und von Direktversicherern separat befragt. Das Ergebnis zeigt: Die Branche kann das hohe Fairnessniveau aus dem Vorjahr nahezu bestätigen. In einigen Kategorien schneiden die Anbieter jedoch schlechter ab. Sowohl Direkt- als auch Serviceversicherer lassen bei der Schadenregulierung Punkte liegen. Einen Fairness-Gang hochschalten konnten sie hingegen in Sachen Kundenservice bzw. Preis-Leistungs-Verhältnis.
Das Gesamtergebnis.
Sowohl bei den Kfz-Service- als auch bei den Direktversicherern ist das Fairness-Level nach wie vor hoch. Beide Segmente lassen im Vergleich zum Vorjahr minimal Federn: Das Gesamtergebnis der Direktversicherer liegt 0,6 Indexpunkte unter dem des Vorjahres, bei den Serviceversicherern sind es lediglich 0,3 Punkte. Wie die einzelnen Anbieter insgesamt abgeschnitten haben, zeigt ein Blick auf die Ranglisten. Bei den Direktversicherern sicherten sich – wie im Vorjahr – vier Anbieter das Urteil „Sehr Gut“. Neuer Name, gleiche Fairness: Die ehemalige AllSecur heißt nun Allianz Direct. Sie erringt in allen sechs Fairnesskategorien eine Spitzennote. Den Fairness-Grand Slam schaffte auch CosmosDirekt.
Bei den Serviceversicherern platzierten sich sogar zehn Anbieter unter den „Sehr Guten“ Unternehmen. ADAC und Allianz glänzen dabei mit „Sehr Guten“ Bewertungen in allen sechs Kategorien. Im Schnitt ist die Punktzahl bei den Serviceversicherern etwas höher als bei den Direktversicherern. Die Sortierung der Anbieter innerhalb einer Notenkategorie erfolgt alphabetisch.
- Die fairsten Kfz-Direktversicherer
Sehr Gut: Allianz Direct (vormals AllSecur), BavariaDirekt, CosmosDirekt, HUK24
Gut: DA direkt, Europa, R+V24
- Die fairsten Kfz-Serviceversicherer
Sehr Gut: ADAC-Autoversicherung, Allianz, DEVK, Generali (inkl. ehem. AachenMünchener), HUK-COBURG, LVM Versicherungen, Provinzial Rheinland, Signal Iduna, VGH Versicherungen, Württembergische
Gut: Gothaer, Provinzial Nord Brandkasse, R+V, SV SparkassenVersicherung, VHV Versicherungen, Westfälische Provinzial
So wurden die Rankings ermittelt
Die neunte Fairness-Inspektion der deutschen Autoversicherer: Das Kölner Analyse- und Beratungsunternehmen ServiceValue hat im Auftrag von FOCUS-MONEY die Kfz-Versicherungsbranche untersucht. 30 Serviceversicherer und elf Direktversicherer kamen auf den Prüfstand. Für die repräsentative Online-Erhebung befragten die Forscher 2946 Kunden zu 23 Service- und Leistungsmerkmalen – den Fairness-Attributen. Anhand dieser Angaben konnten die Experten aussagefähige Ergebnisse hinsichtlich der Fairness erzielen. Die einzelnen Parameter beeinflussen die Bindung des Kunden zum Anbieter unterschiedlich stark. Wie intensiv die „Kundenbindungstreiber“ wirken, hat die Studie anhand einer sogenannten Relevanzanalyse ermittelt.
Die Studienteilnehmer gaben insgesamt mehr als 3600 Urteile ab. Anschließend werteten die ServiceValue-Experten die Daten aus. Zunächst errechneten sie über eine vierstufige Bewertungsskala für jedes Service- und Leistungsmerkmal einen normierten Indexwert. Die Durchschnittswerte sind als Leistungsprofile für jedes Unternehmen im Vergleich zum Gesamtmarkt dargestellt. Werte, die links vom Gesamtmarkt rangieren, liegen oberhalb des Durchschnittswerts. Zusätzlich zum Gesamturteil konnten die Analysten das Leistungsprofil der Anbieter in verschiedenen Disziplinen aufzeigen. Die ungewichteten Durchschnitte der einzelnen Indexwerte ergeben die Teilnoten für jede Kategorie.
Das Urteil „Fairster Kfz-Versicherer“ ergibt sich aus den sechs Kategoriewerten, die paritätisch in das Gesamtergebnis einfließen. Die Note „Gut“ erhalten alle Unternehmen, die einen überdurchschnittlichen Wert erzielt haben. Wer über dem Durchschnitt der mit „Gut“ bewerteten liegt, wird mit „Sehr Gut“ ausgezeichnet. In den Rankings tauchen nur Versicherer mit „Guten“ oder „Sehr Guten“ Leistungen auf.