28.03.2022 Digital

Report über Versicherungsbetrug: Vorteil Daten

Versicherungsbetrüger blieben auch im vergangenen Jahr kreativ. Die Studie eines niederländischen Softwareanbieters zeigt, welche Methoden in Sachen Abzocke zum Einsatz kamen. Aber auch, wie Versicherer sich durch bessere Datennutzung davor schützen können.

Die Digitalisierung führt zu neuen Betrugsformen und vereinfacht die Informationsbeschaffung für die Täter. Gleichzeitig ergeben sich auch viele Ansatzpunkte für Versicherer in der datenbasierten Betrugsbekämpfung. (Foto: © NicoElNino - stock.adobe.com)
Die Digitalisierung führt zu neuen Betrugsformen und vereinfacht die Informationsbeschaffung für die Täter. Gleichzeitig ergeben sich auch viele Ansatzpunkte für Versicherer in der datenbasierten Betrugsbekämpfung.
(Foto: © NicoElNino - stock.adobe.com)

In der öffentlichen Wahrnehmung gilt Versicherungsbetrug schon seit Langem als eine Art Volkssport. Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft entstehen Verbrauchern allein in Deutschland jedes Jahr mindestens fünf Milliarden Euro Schaden durch Betrug, den sie ja über ihre Prämien mitbezahlen.

Studie deckt häufige und ungewöhnliche Betrugsmaschen auf

 

2021 gehörten Handyschäden, fingierte oder übertriebene Einbruchdiebstahlschäden, das „Passendmachen“ von Sachverhalten, frisierte Werte versicherter Gegenstände und verschwiegene Vorschäden zu den häufigsten Versicherungsbetrugsversuchen. Das geht zumindest aus dem „Versicherungsbetrugsreport 2022“ hervor, einer Studie des niederländischen Softwareanbieter Friss Fraudebestrijding B.V, der sich auf die Risiko- und Betrugserkennung für Versicherer spezialisiert hat. An der Umfrage zum aktuellen Report nahmen 420 Beschäftigte der Versicherungsbranche aus 54 Ländern weltweit teil.

Zu den eher ungewöhnlicheren Betrugsversuchen 2021 gehörten vorgetäuschte Todesfälle und angebliche Schäden nach Abschluss von Rechtsschutzverträgen auf Menschen, die gar nicht existieren, aber auch Betrug durch Vermittler. Zudem gaben die Befragten mehrere Fälle an, in denen sich Personen absichtlich selbst verletzten, beispielsweise durch das Abschneiden von Fingern, um Versicherungsansprüche geltend zu machen. In anderen Fällen behaupteten Anspruchsteller, ihr Fahrzeug sei durch das Coronavirus verseucht, und verlangten die Kostenerstattung für eine vollständige Reinigung.

Herausforderung: Neue Betrugsmuster erkennen

 

Die Beispiele zeigen, dass Betrüger stetig daran arbeiten, entstehende Systemlücken auszunutzen. Dadurch treiben sie die Versicherungskosten für ehrliche Verbraucher weiter in die Höhe. Für die Branche ist das ein steter Kampf, denn für 41 Prozent der Befragten besteht die größte Herausforderung schon darin, hinsichtlich neuer Betrugsmuster auf dem Laufenden zu bleiben, um angemessen reagieren zu können. Einigkeit herrscht darüber, dass Betrugsfälle etwa zehn Prozent aller Schadenkosten ausmachen. Im Vergleich zur vergangenen Umfrage stieg 2021 jedoch der Anteil der betrugsverdächtigen Schadenfälle, die auf Falschdarstellungen beruhten, weltweit auf 20 Prozent.

Daten entscheidend für die Betrugsbekämpfung

 

Zu den größten Herausforderungen in der Betrugsbekämpfung gehörten auch im Jahr 2021 wieder Datenschutz, die Qualität interner Daten und unzureichender Zugriff auf externe Daten, so der Report. Für eine bessere Betrugserkennung sei entscheidend, dass die richtigen Daten am richtigen Ort und in Echtzeit vorliegen. Da viele Versicherer fast alle ihre Prozesse digital abwickeln, sei die Möglichkeit, anhand von Echtzeitdaten potenzielle Betrugsversuche zu erkennen, über den gesamten Lebenszyklus einer Police hinweg von großem Vorteil. Die Schwierigkeit bestehe darin, zeitnahe Daten zu nutzen, um schnell zu reagieren, wenn ein Betrug erkannt wird.

Für Friss liegt die Zukunft der Betrugserkennung in der Nutzung fortschrittlicher Technologie, die umfangreiche und präzise Echtzeitmodellierungen ermöglichen. Passend dazu sehen die Befragten in Softwarelösungen zur Betrugserkennung erhebliche Vorteile. Dazu gehören eine bessere Analytik (58 Prozent), eine höhere Qualität der an die Betrugsabteilung weitergeleiteten auffälligen Schadenfälle (52 Prozent) und eine höhere Effizienz der Ermittler (48 Prozent).

Hybrider Ansatz für bessere Prognosen

 

Um Verluste zu verhindern, werde ein hybrider Ansatz aus menschlichem Fachwissen und Prognosemodellen entscheidend sein. „Die Kosten für Underwriting und Schadenbearbeitung werden sinken, da unnötige und fehleranfällige Schritte wegfallen und verdächtige Verhaltenstrends in Daten erkannt werden können“, heißt es im Studienfazit. Dies könne nicht nur die Ergebnisse aus vorhandenen Daten ergänzen, sondern verschaffe Versicherern auch einen Vorteil bei der Erkennung immer neuer Betrugsmuster.


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