Das Unfallrisiko finanziell absichern
Die Qualität der privaten Unfallversicherung nimmt zwar zu. Komplizierte und intransparente Bedingungen erschweren aber die Wahl des passenden Tarifs. Ein neues Rating aus dem Hause Franke und Bornberg bietet Orientierung.

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Dauerbrenner für Freizeitunfälle & Co.
Die private Unfallversicherung ist seit Jahrzehnten ein Klassiker im Angebot der Versicherer in Deutschland – und hat ihre Berechtigung: Die Police kommt für die finanziellen Folgen auf, wenn zum Beispiel bei der Gartenarbeit der Fuß unter den Rasenmäher gerät oder es nach einem selbstverschuldeten Fahrradunfall zu einer dauerhaften körperlichen Beeinträchtigung kommt. Das trifft auf Gesundheitsschäden zu, die voraussichtlich länger als drei Jahre bestehen werden und bei denen keine Besserung zu erwarten ist. Keine Alternative ist in den allermeisten Fällen die gesetzliche Unfallversicherung. Sie bietet nur Schutz am Arbeitsplatz und auf dem direkten Weg dorthin.
Tatsächlich ereignen sich die meisten Unfälle in der Freizeit und im Haushalt. Je nach Schätzung kracht es allein in diesen beiden Bereichen rund sieben Millionen Mal pro Jahr. Erstaunlich, dass nur 40 Prozent der Haushalte hierzulande eine private Unfallversicherung abgeschlossen haben. Nun ist nicht gleich jede Verletzung ein Fall für den Versicherer, doch immerhin registrieren die privaten Anbieter jährlich rund 268 .000 Meldungen. Den größten Teil davon machen mit 61 Prozent Freizeitunfälle aus. Auf Sportunfälle entfallen 13,2 Prozent der gemeldeten Verletzungen, so eine Erhebung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Stagnierendes Segment mit skeptischen Kunden.
Die Beiträge für die Policen werden durch eine Reihe von Faktoren bestimmt. Leistungsstarke Tarife, die von der Ratingagentur Franke und Bornberg in ihrem aktuellen „Rating Unfallversicherung 2025“ mit der Note „hervorragend“ bewertet werden, gibt es beispielsweise für einen 40-jährigen Büroangestellten schon für unter 150 Euro im Jahr. Auch deshalb haben private Unfallpolicen für Vermittlerinnen und Vermittler nicht selten eine Türöffner-Funktion bei den Kundinnen und Kunden.
Der GDV zählt immerhin rund 24,8 Millionen private Unfallverträge – doch die Wachstumsdynamik fehlt. Die Bestände altern, und jüngere Kunden sind skeptisch. „Wenn es den Versicherern nicht gelingt, das Profil der Unfallversicherung zu schärfen, wird sie mittelfristig Kunden verlieren“, warnt Michael Franke, Geschäftsführer von Franke und Bornberg. Unklare Leistungsbilder könnten zudem Erwartungen wecken, die im Leistungsfall nicht erfüllt werden. Dann drohe ein Imageschaden für die ganze Branche, so Franke.
Verwirrend: Flickenteppich an Bedingungen.
Die Analysten aus Hannover kritisieren insbesondere die mangelnde Standardisierung im Bedingungswerk der Produkte. Die GDV-Musterbedingungen dienten heute vielen Versicherern nur noch als grobes Raster. Insbesondere durch die zahlreichen Erweiterungen des Unfallbegriffs seien die Tarife schwer vergleichbar. Identische Sachverhalte würden unterschiedlich benannt, fachlich zusammengehörende Passagen wirken zufällig platziert oder sind thematisch vermischt. Beispiel Vergiftung: Ein Einschluss kann bei einem Anbieter als Erweiterung des Unfallbegriffs auftauchen, während er bei einem anderen unter den Ausnahmen der Ausschlüsse geregelt ist. „Dieser Flickenteppich macht die Analyse von Unfall-Tarifen extrem aufwendig und zeitintensiv – sogar für unsere versierten Analysten“, sagt Franke. Das erschwere einen objektiven Vergleich und verwässere den Leistungskern der privaten Unfallversicherung.
Gestrafftes Rating auf Top-Niveau.
Entsprechend anspruchsvoll ist es für Maklerinnen und Makler, den Überblick zu behalten. Orientierung bietet hier ein seit 2011 bewährtes Rating, das Franke und Bornberg vergangenes Jahr an die dynamische Marktentwicklung bei den Tarifen der privaten Unfallversicherung angepasst hat. Das gestraffte Rating orientiert sich seit 2024 ausschließlich am Top-Schutz-Niveau, für das die Spezialisten 62 unterschiedlich gewichtete Kriterien identifiziert haben. „Unfalltarife sind mittlerweile so leistungsfähig, dass wir auf die Unterteilung in Grund- und Topschutz verzichten können“, erläutert Franke.
Mehr Tarife mit höchster Qualität.
Vom Leitgedanken „weniger Komplexität, mehr Überblick“ ist die Branche zwar meilenweit entfernt – doch immerhin steigt das Leistungsniveau: Fast zwölf Prozent der 486 Tarife wurden 2025 mit der Höchstnote „hervorragend“ (FFF+) bewertet – im Vorjahr waren es erst zehn Prozent. Dabei platzierten 25 der 93 Gesellschaften mindestens einen Tarif in der Spitzengruppe (Vorjahr: 16). Mehr als jeder vierte Tarif erhält ein „sehr gut“ (FFF). Allerdings finden sich am Ende der Qualitätsskala genauso viele Versicherer wieder wie in der Spitzengruppe: Zwölf Prozent aller Tarife sind 2025 mangelhaft oder ungenügend.
Womit die besten Anbieter punkten.
Ein wichtiger Faktor im Rating von Franke und Bornberg ist der „erweiterte Unfallbegriff“. Gute Tarife leisten auch dann, wenn die Folgen von Infektionen, Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Krampfanfällen zu einem Unfall führen. Wer solche Ereignisse ausschließt, hat im Ranking keine Chance auf die vorderen Plätze. Punkte lassen Tarife außerdem liegen, wenn Assistance-Leistungen fehlen oder keine Soforthilfe in Form einer Einmalzahlung bei schweren Verletzungen vorgesehen ist. Diese Bausteine sind heute zwingend erforderlich, um Kundenbedürfnisse abzudecken – und maßgeblich für eine Top-Platzierung im Rating.
Beachtliche Preisunterschiede.
Und was kostet ein guter Unfallschutz? Nach den Berechnungen von Franke und Bornberg sind leistungsstarke Tarife bereits ab rund zehn Euro im Monat zu haben. Ein Beispiel: Ein 30-Jähriger im kaufmännischen Beruf zahlt für eine Police mit 100.000 Euro Grundsumme und 500 Prozent Progression zwischen 120 und 200 Euro pro Jahr. Doppelt so teuer wird es für körperlich Tätige: Hier liegt die Spanne zwischen 200 und 400 Euro jährlich. Aber Vorsicht: Hohe Progressionen weisen zwar bei hohen Invaliditätsgraden teils beeindruckende Summen aus, schwächeln jedoch bei weniger gravierenden Unfallfolgen. Eine hohe Grundversicherungssumme ist daher wichtig.
Klausel: Auf den Mitwirkungsanteil achten.
Hohe Versicherungsleistungen bei Verlust eines Körperteils sind für die Beurteilung eines Tarifs nicht alleine ausschlaggebend. Es kommt auch auf den Mitwirkungsanteil an. Oft zeigt sich erst nach langer Behandlung, dass ein Körperteil nicht mehr so funktioniert wie vor dem Unfall. Litt der Betroffene aber zum Zeitpunkt des Unfalls bereits an einer Krankheit, welche die Genesung erschwert, kann die zurückbleibende Invalidität schwerer sein als ohne Vorerkrankung. In solchen Fällen kürzen Versicherer die Leistung anteilig um den Mitwirkungsanteil. Aber: Bis zu einem tariflich festgelegten Prozentsatz verzichten sie auf einen Abzug. Je höher dieser Anteil, desto günstiger für die Versicherten. Für die Höchstnote FFF+ „hervorragend“ verlangt das Unfallrating einen Mitwirkungsanteil von 75 Prozent.
Die Entwicklung in der privaten Unfallversicherung ist einerseits gekennzeichnet durch eine steigende Qualität der Tarife, andererseits bleibt der Markt für Laien kaum durchschaubar. Komplexe Bedingungswerke und fehlende Standards schwächen das Profil des Segments. Dabei könnten prägnante und klare Leistungsbilder helfen, jüngere Zielgruppen besser zu erreichen und die Nachfrage nach den Policen anzukurbeln. Die Gemengelage bietet Maklern aber Chancen in die Beratung: Sie können Orientierung geben, Leistungslücken transparent machen und die Produkte im Sinne ihrer Kunden einordnen.
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